wurde, von der schon in der Mischna gemachten Einteilung der Gebote in solche, die unser Verhalten zu Gott, und in solche, die unser Verhalten zu den Mitmenschen regeln, leiten lassen. Auch darin zeigt sich der Systematiker Maimonides. Und auch in diesem Werke, das doch im Grunde ein Gesetzbuch in juristischer Form ist, weht der philosophisch geklärte Geist und der ethisch gebildete, humane Sinn Maimunis. Im letzten Buche, das von den Richtern, dem '‘Gerichtsverfahren, den Königen und Kriegen handelt, spricht er gelegentlich auch vom Christentum und Islam, deren Grundanschauungen, die Dogmen und Riten, er ablehnt, dabei aber anerkennt, daß Christentum und Islam die heidnische Welt zum Gotteinheitsglauben und zur Humanitätslehre des Judentums angeleitet haben.
Maimonides schließt sein Werk, das mit der Gotteserkenntnis begann, mit einem Ausblick in die messianische Zeit, wie sie der Prophet und Pazifist Jesajahu schildert, in der Gotteserkenntnis, soziale Gerechtigkeit und Frieden auf Erden bei allen Menschen heimisch sein werden.
Dieses Werk, das Standard work Maimunis, hat vielfach Anerkennung gefunden (sogar ein mohamedanischer Gelehrter Al-Muwakit hat den I. Teil, das Sefer hamadda, kommentiert), aber auch Anfeindung und die scharfe Kritik des gewiegten Talmudisten R. Abraham ben David aus Posquieres (in Frankreich), der es tadelt, daß in dieses halachische Ritualwerk auch philosophische Erörterungen aufgenommen wurden, daß es das Studium des Talmuds mit seinen lebendigen Diskussionen überflüssig machen will, was aber keineswegs in Maimunis Absicht lag, wie er selber sagt, ferner daß auch Irrtümer darin Vorkommen, was Maimuni selber auch zugab, und daß dieses Werk im reinen Neuhebräisch der Mischna, nicht im sogenannten rabbinischen Hebräisch geschrieben ist. Aber trotz manchen Vorwürfen und Angriffen ist Maimunis Werk auch heute noch auf dem Gebiete der Halacha der „Führer“ geblieben.
Das religionsphilosophische Werk:
More Nevuchim — der Führer der Verirrten.
Maimonides trug sich längere Zeit mit dem Plane, die durch das Studium der arabischen Philosophen, namentlich des Alfarabi und Ibn Sina, und die durch eigenes Nachdenken errungenen Meinungen über das Verhältnis von Religion und Philosophie, über die Divergenzen und Übereinstimmungen zwischen beiden, in einem größeren, ausführlichen Werke darzustellen, wie er in einem Briefe an den hebräischen Übersetzer seiner Werke Samuel ibn Tibon schreibt. Aber Bedenken mannigfacher Art hielten ihn von der Ausführung seines Planes ab. Als er dann in seinem Schüler Josef ben Jehuda ibn Aknin (im Jahre ii8j) einen Freund und Vertrauten fand, mit dem er religionsphilosophische Gespräche führen konnte, haben diese Gespräche (man denke an die
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