Platonischen Dialoge!) seinen Plan zur Reife gebracht. Im Jahre 1190 war das Werk, das Ibn Aknin und allen zwischen Glauben und Wissen Schwankenden gewidmet ist, vollendet.
Sein arabischer Titel — denn es war in arabischer Sprache verfaßt — lautet: Dalalat al-chaivin, hebr. More Nevuchim — „Führer der Verirrten“. Als Zweck des Werkes schwebte ihm, wie er in der Einleitung zum I. und III. Teil des M. N. sagt, ein Doppeltes vor: einerseits den gebildeten Lesern die volkstümlich naive Ausdrucksweise der Bibel über Gott und die göttlichen Dinge in ihrem tieferen, philosophischen Sinne zu erklären; anderseits die religiösen Lehren von Gott und Gottes Walten gegenüber den Einwendungen und Anfechtungen der Anhänger der Philosophie zu rechtfertigen und zu begründen. Maimonides geht dabei methodisch vor. Bei den einzelnen Problemen bespricht er zuerst die Ansichten früherer Philosophen, prüft sie, anerkennt oder verwirft sie, um sodann seine Meinung in logischer Begründung vorzutragen. Dabei streut er gelegentlich auch Bibelsätze und Sprüche aus dem Talmud ein, die er rationell, more logico, erklärt. Denn nebst Bibel und Talmud, nebst griechischer und arabischer Philosophie war ihm die in der menschlichen Seele „tätige Vernunft“ die wichtigste Quelle der Erkenntnis, die sicherste Führerin in dem Labyrint der Welträtsel, in allen Fragen der Religion und Philosophie. Diese Methode stempelt ihn zum Rationalisten, zum geistigen Schüler Aristoteles’. Das Werk „More Nevuchim“ besteht aus drei Teilen: der erste behandelt hauptsächlich den Gottesbegriff, der zweite die Existenz Gottes und sein Verhältnis zur Welt der Gestirne, der Sphären, und der dritte Gottes Verhältnis zur sublunarischen Welt der Menschen (Probleme der Theodicee, der Ethik, der biblischen Gesetze).
Der Morgengottesdienst an jedem Tage, ob Arbeits- oder Feiertag, beginnt mit dem Hymnus „Jigdal Elohim chaj“ (Verherrlicht werde der lebendige Gott) eines liturgischen Dichters, der die 13 Glaubensartikel Maimunis in wohlklingende Verse gefaßt hat. Maimonides hat in seinem geistigen Bedürfnis nach Systematik und veranlaßt durch die religiösen Kämpfe seiner Zeit die in Bibel und Talmud zerstreuten Glaubenslehren in 13 Glaubensartikel zusammengefaßt. Sie sind schon in seinem Erstlingswerk, im Kommentar zur Mischna (in der Einleitung zum 10. Abschnitt des Traktates Sanhedrin), niedergelegt. Sie werden nach Schluß des wochentägigen Morgengebetes gesprochen, beginnen mit den Worten: „ani mäamm beemuna Selema“ (Ich glaube fest und sicher) und betreffen: 1. die Existenz des göttlichen Weltschöpfers; 2. seine absolute Einzigkeit; 3. seine Unkörperlichkeit und Unfaßbarkeit durch die Sinnesorgane; 4. seine Ewigkeit und Urzeitlichkeit; j. seine alleinige Anbetungswürdigkeit; 6 . die Wahrhaftigkeit der biblischen Prophetie; 7. das Prophetentum Mosis; 8. den göttlichen Ursprung, 9. die Unabänderlichkeit der Thora; 10. die Allwissenheit Gottes; 11. seine gerecht waltende Vorsehung; 12. die Hoffnung auf den Messias; 13. die künftige Auferstehung der Toten.
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