sich nieder. Aber auch da kamen sie nicht zur Ruhe, wie Maimonides in einem Briefe an den Dajan Jefet ben Ali in Alexandria berichtet. Schwere Schicksalsschläge trafen die Familie Maimun. Kurze Zeit nach ihrer Niederlassung im Jahre 1 16 6 starb Maimun ben Josef, das ehrwür dige, gelehrte Oberhaupt der Familie. Von nah und fern, aus Babylon und Spanien, erhielt Moses ben Maimun von Freunden und Verehrern Trostbriefe, so bekannt und anerkannt waren Vater und Sohn. Ein weiterer Schicksalsschlag ereilte ihn durch den Tod seines Bruders David, der auf einer Geschäftsreise — er betrieb einen Handel mit Edelsteinen — bei einem Schiffsuntergang im indischen Meere sein Leben und das Vermögen der Familie verlor. Nun trat die Sorge, die Pflicht, sich und die Seinen, auch die Familie seines Bruders, zu ernähren, gebieterisch an Maimonides heran und stellte ihn vor die neue Aufgabe, aus dem beschaulichen Forscherleben zum tätigen Erwerbsleben, zum praktischen Beruf überzugehen. Seine früheren naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien, die er auch in Fez und Fostat weiter betrieben hatte, befähigten ihn zur Ausübung des ärztlichen Berufes, den die Tuden stets hochschätzten und auch unter der arabischen Herrschaft betreiben durften. Der iüdische Staatsmann Chasdai Ibn Schanrut, der Sprachforscher Jona Ibn Ganah, der Dichter und Denker Jehuda Halevi u. a. waren Ärzte.
Nach jahrelanger, bewährter ärztlichter Tätigkeit war er auch am Hofe des edlen Sultan Saladin, bei dessen Wesir Alfadhel, als Arzt beschäftigt. Es war dies jener Saladin, der im Jahre 1187 Palästina von der christlichen Herrschaft befreite und den Tuden das Wohnrecht in Jerusalem gewährte, jener Saladin, dessen edel-menschlicher Gesinnung Lessing in seinem Hohelied der Toleranz, im „Nathan der Weise“, ein Denkmal gesetzt hat.
Maimonides war aber nicht bloß als praktischer Arzt tätig, er beschäftigte sich auch nach wie vor mit der medizinischen Wissenschaft und verfaßte eine Reihe medizinischer Abhandlungen und Schriften, die ins Hebräische und Lateinische übersetzt und vielfach zitiert wurden. Gerühmt wurden seine medizinischen „Aphorismen" (unter dem hebräischen Titel: Pirké Mosche), seine Schrift „über die Gifte und über den Schutz gegen vergiftete Wunden und Schlangenbisse“, die er auf Befehl seines Protektors, des Wesir Alfadhil, im Jahre 1198 verfaßte, deren wissenschaftlichen Wert selbst heutige Fachmänner schätzen, und andere kleinere Schriften populär-hygienischen Inhaltes. Maimonides galt im Mittelalter bei den Medizinern als Autorität.
Maimonides als Nagid, „Fürst” der Juden.
Die Anerkennung, die Maimonides als rabbinische Autorität allenthalben fand, und das hohe Ansehen, das er am Hofe des Sultan als Arzt genoß, bestimmten seine Glaubengenossen, ihm im Jahre 1187 das
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