des M. N. lebte, wandten sich an Maimonides und erbaten seinen Rat und Bescheid in religiösen Angelegenheiten, aber auch kritische, zuweilen sogar giftige Pfeile wurden von Gelehrten im Osten und Westen gegen den Ritualkodex, Misne Tora, hauptsächlich aber gegen die freien Ansichten des More Nevuchim, offen oder aus dem Hinterhalt losgeschossen. Die Diskussion über das Dogma von der „Auferstehung der Toten“ stand wieder im Vordergründe. Manche seiner Anhänger baten Maimonides um Aufklärung, weshalb er in seiner philosophischen Begründung der Idee der Unsterblichkeit der Seele den Glauben an die Auferstehung mit Stillschweigen überging. Maimonides antwortete in einer besonderen Schrift aus dem Jahre 1191, daß er für das Dogma von der Auferstehung zwar keine philosophische Begründung wüßte, aber die Totenerweckung dennoch als eines der „vorherbestimmten Wunderwerke“ betrachte, durch die Gott seine frei waltende Allmacht bekundet. Glaubenseifrige Juden in Jemen warfen Maimonides vor, daß durch ihn die Religion in Gefahr sei, der Glaube an die Erlösung erschüttert werde und die Sucht nach profanen Büchern gestiegen sei. So vergalten ihm die Juden in Jemen, denen er vor Jahren in schweren Zeiten mit Rat und Tat beistand, mit schnödem Undank. Maimonides verhielt sich allen Angriffen und Beschuldigungen gegenüber in bescheidener Vornehmheit und in philosophischer Ruhe. Mit einer gewissen edlen Resignation schreibt er an seinen gewesenen Schüler und treuen Freund Ibn Aknin, daß ihm nur noch zwei Dinge Freude bereiten: das Forschen und Denken und die geistige Entwicklung seines einzigen Sohnes.
Die Abendschatten senkten sich auf sein Leben hernieder. Der durch Mühe und Arbeit geschwächte Körper erlag dem Gebote der Natur. Die denkende Seele aber stieg empor ins Reich der Geister und wirkt weiter im jüdischen Volke als Wegweiser für die religiöse Praxis durch Misne Tora und als Führer für das religiöse Denken durch More Nevuchim.
Am 20. Feber 4965 (d. i. der 13. Dezember 1204) starb Mosche ben Maimuni und wurde über seinen letzten Wunsch in Tiberias im h. Lande begraben, „zu seinem Volke eingesammelt“.
^3