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Knecht und die Magd am Sabbath ruhen, wird mit dem Sophismus um— gangen, daß, wenn unſer nichtjüdiſcher Diener am Sabbath unſern Ofen heizt, unſer Licht anzündet, er dies gar nicht für uns, ſondern— für ſich ſelbſt thue, und er als Nichtjude dürfe es. Doch beweiſen ſolche Finten im Grunde genommen, daß das Leben mächtiger als der Buch ſtabe war.“)
Man ſoll nach moſaiſchem Geſetze ein Zicklein nicht in der Mutter milch kochen. Gewiß ein ſchönes humanes Geſetz, welches ſelbſt dem Thiere gegeuüber eine gewiſſe Pietät verlangt. Was macht der Talmud daraus? Der orthodoxe Jude muß zweierlei Teller, zweierlei Töpfe, zweierlei Schüſſeln, zweierlei Meſſer, zweierlei Gabeln für Fleiſch⸗ und Milchkoſt haben. Warum? Darum. Das moſaiſche Geſetz verbietet „Zerriſſenes auf dem Felde zu genießen“ d. h. ein Stück Vieh, welches von einem Raubthiere gewaltſam getödtet wurde. Gewiß ganz vernünftig. Talmudiſche Sophiſtik und Haarſpalterei haben aber herausgetüftelt, daß ein in Milch getauchter Löffel, der ſpäter mit Fleiſchſuppe in Berührung kam, oder ein Stück Fleiſch, auf welches ein Tröpfchen Milch gefallen, oder ein geſchlachtetes Thier, in deſſen Innern eine Nadel gefunden wurde, eine Taſſe Bouillon, die nicht aus jüdiſcher Küche ſtammt, ſowie Käſe, der nicht mit dem Koſcherſtempel verſehen iſt,— und dergl. Kleinigkeiten mehr dem Verdikte„Zerriſſen“(trepha) verfallen ſeien. So find erſt 18, ſpäter— ſiebzig Trefafälle ausgeheckt worden. Die Thie rarznei— kun de hat nach dem Talmud gar Nichts mitzureden, und giebt es ſogar — traurig aber wahr— Fälle, wo ein Thier nach rabbiniſcher Entſchei—dung zum Genuſſe erlaubt iſt, welches vom Standpunkte der Veterinär— kunde für geſundheitsſchädlich gilt, von welcher Wiſſenſchaft die Talmudiſten blutwenig verſtanden haben. Denn ſonſt würden ſie wohl kaum die komiſche Behauptung aufgeſtellt haben, daß ein Thier mit nur einem Hinterfuße nicht leben könne, während ſie„ein Stück Vieh, welches ſo krank iſt, daß ſeine Kraft dahin, welches dem Tode nahe iſt“ ſofern es keine Verletzung an irgend einem Gliede trägt zum Genuſſe erlau— ben, ſobald es rite kurz vor dem Verenden— geſchlachtet wird.
Wir führen dies an, indem wir auf Näheres über dieſen Gegenſtand, in der Stein'ſchen„Schrift des Lebens“(I) verweiſen, um an einem Beiſpiele— wir könnten hunderte anführen— zu zeigen, wie nothwendig eine Reform des jüdiſchen Speiſegeſetzes ſei und empfehlen