11 wir dieſe Aufgabe einer einzuberufenden Synode ganz angelegentlich ſt—
Man ſoll am Sabbath nicht fahren, damit man ſich nicht auch erlaube zu reiten, und dieſes darf man nicht, damit man nicht, falls das Pferd nicht gehen wolle, in die Lage komme, falls man keine Peitſche habe und es doch hauen wolle, einen Zweig von einem Baume abzubrechen, um es damit zu prügeln. Probatum est.—
Nach moſaiſcher Satzung ſoll am Peſſachfeſte zur Erinnern ng an den Auszug Israels aus Egypten ungeſäuertes Brod gegeſſen werden. Ob, wenn zur Zeit der Entſtehung dieſes Geſetzes andere Er— in nerun gs mittel, wie z. B. Predigt, Religionsbücher u. dgl. m. exiſtirt hätten, auch den Israeliten geboten worden wäre, ſieben(eine andere Bibelſtelle ſpricht von ſechs) Tage Ungeſäuertes zu genießen, iſt eine noch ungelöſte Frage. Der Talmud dehnt dies Verbot des Ungeſäuerten nicht nur auf ein Huhn, in dem ein Weizenkörnchen, ſondern auf Milch, Reis, Hirſe, Hülſenfrüchte aus, und die neuorthodoxe Romantik hat für ſich einen ſehr einträglichen Induſtriezweig geſchaffen, nämlich mit„ungeſäuerten Zucker“,„ungeſäuerten Kaffee“,„ungeſäuerten Wein“(der übrigens ſehr ſauer ſein ſoll,„ungeſäuerten Branntwein“,„ungeſäuerten Roſinen“, ja „ungeſäuerten— risum teneatis amici— Cigarren“, welche— man denke— nicht mit Kleiſter zugeklebt werden, einen Handelsartikel, der den„frommen“ Verkäufern, beſonders aber den akademiſch gebildeten Herren Rabbinern, welche ihnen die Zeugniſſe ausſtellen, daß ihre Waaren in der That nicht geſäuert ſeien,Y viel Geld einbringt.—
Das iſt die eine Seite des Talmud, allerdings die den größten Raum einnehmende, die— Halacha, die aber glücklicherweiſe ſeitens des modernen Judenthums alle und jede Autorität verloren hat und höchſtens von einigen Romantikern, beſchränkten Köpfen und Heuchlern noch heutzutage als maßgebend für die Praxis anerkannt wird, welche Spezies indeß in Deutſchland wenigſtens auf dem Ausſterbeetat ſteht. In
) Uns fällt hier folgendes Hiſtörchen ein. In einer orthodoxen Gemeinde ging am Sabbath der Rabbiner mit einem ſehr fanatiſchen Gemeindemitgliede ſpazieren. Bei der Gelegenheit bemerkten ſie hinter einer Mauer den Sohn eines ſehr orthodoxen Mannes, der gemüthlich ſeine Cigarre rauchte. Hierauf ſchrie der Fanatiker: Möge die Mauer über dich einſtürzen, worauf der Rabbiner bemerkte, die Mauer werde nicht einſtürzen. Und ſiehe da, richtig die Mauer ſtürzte—— nicht ein, wodurch der Nimbus des frommen Rabbi vb feiner erſtaunlichen Pros phetengabe bedeutend gewann.