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Der Talmud vom Standpunkte des modernen Judenthums / von Emanuel Schreiber
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| Faſten(Peſſ. 54 b). Jedes Faſten, durch welches ein gutes Werk aufge­| ſchoben wird, iſt gleichſam ein Mord(Sanh. 35). Wer Faſten gelobt, P wird, auch wenn er ſein Gelübde erfüllt, ein Sünder genannt(Ned. 77).

V. 19. Ihr ſollt euch nicht Schätze ſammeln auf Erden, da ſie die Motten und der Roſt freſſen, ſammelt euch Schätze im Himmel n. ſ. w. Ein König Monobazes, welcher zum Judenthum übertrat und alle ſeine Reichthümer während einer Hungersnoth den Armen vertheilte und des­halb von ſeinen Brüdern mit Vorwürfen überhäuft wurde, erwiderte nach

dem Talmud dieſen Folgendes: Auch ich ſammle Schätze, wie meine Väter,

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. nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe niedrige Schätze ſammelten, ich aber| 1 nach höheren, himmliſchen Gütern geize(B. Bathra und Gen. rabb. 39).| ) V. 24.Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Aehn⸗|

lich: Durch das Gold und Silber, das die Israeliten von Gytt in Fülle erhielten, machten ſie ſich das goldene Kalb(Ber. 32 a. Reich iſt nur der Zufriedene(Abot 4). Der Meſſias kommt erſt dann, wenn alles Geld verſchwunden iſt, d. h. völlige Gleichheit ſtattfindet(Sanh. 97).

V. 26.Seht die Vögel im Himmel, ſie ſäen nicht, ſie ernten nicht

u. ſ. w. und ernähren ſich doch.

. Nun ſtellt zwar das Judenthum die Arbeit au die Spitze, wer nicht ſäet, ſoll eben nicht ernten, allein als Polemik gegen den Mammonismus |}? und Materialismus heißt es im Talmud ähnlicherweiſe. R. Meir ſagt: Sieh

auf die Thiere des Feldes, die nicht für die Ehre Gottes leben, wie ſie ihre Nahrung und Pflege haben, um wie viel mehr der Menſch(Kidd. 82). 4 Bis auf das Vogelneſt erſtreckt ſich Gottes Barmherzigkeit(Ber. 33). ; Jedes Vöglein findet ſein Körnlein, jedes Blümchen ſein Thautröpfchen, 1 Gott vergißt auch nicht das geringſte ſeiner Geſchöpfe(Berach. und B. / Bathra 15, 110. / V. 31.Darum ſollt ihr nicht ſorgen und ſagen: Was werden wir | eſſen, trinken u. ſ. w. Aehnlich:Wer für den Tag genug hat und fragt, was werde ich morgen eſſen, dem fehlt's an Gottvertrauen(Mechilta Exod. 16, 4). Diejenigen, welche vom Mannah auf den folgenden Tag übrig ließen, wurden des Gottvertrauens Ermangelnde genannt(Schemot r. 26). Wer Brod im Korbe hat und fragt, was eſſe ich morgen, iſt ein Klein­gläubiger, warte mit der Sorge, bis ſie kommt(Schabb. 30 b, Sotah 48). V. 33. Trachtet am Erſten nach dem Reiche Gottes. Vgl. den Ausſpruch der benannten Fürſten Monbas:Wer ſich mit der Gotteslehre beſchäftigt, der wird auch Glücksgüter erwerben(Aboda ſara 19), denn die Lehre iſt das Manna(Exod. rabb. 25).

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