Heft 
(1955) 1
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Haus mit einer großen Bühne zu haben, wuchs ständig, wurde stärker und drängte auf Erfüllung. Uber Jahre hinaus haben die theaterbegeisterten Wittenberger von diesem Haus geträumt, haben diesen Traum durch die Zeiten des Faschismus und des unglückseligen Krieges bewahrt. Unter der Regierung des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates, der Deut­schen Demokratischen Republik, soll er nun Wirklichkeit werden. In den ersten Januartagen dieses Jahres konnte man überall die freudigen Worte vernehmen:Wir bauen! Wir errichten ein Theater! Endlich, lange genug haben wir gewartet.

Nun ist es so weit. Aber wir bauen noch mehr als ein Theater. Wir errichten ein Kulturhaus, ein Zentrum der Kultur, mitten in der Stadt. Ich sage aus gutem Grund: Wir bauen!

Du, lieber Freund, und ich, wir sind die Bauherren, und nicht der Manager eines Vergnügungsunternehmens. Mit unserem Geld, mit dem unsere Regierung plant und arbeitet, wird diese Anlage geschaffen.

Der Theaterteil des Kulturhauses wird einen großen, lichten Saal mit ßOO Plätzen und einer geräumigen Drehbühne haben, die auch die Auf­führung großer Opern gestattet. Dem Saal vorgelagert ist ein Foyer, eine Wandelhalle mit Garderoben und einem kleinen Büfett, damit sich jeder während der Pausen erfrischen kann. Das Quergebäude, das den kleinen Saalbau, der etwa an der früheren Zimmerstraße errichtet wird, mit dem großen Haus verbindet, wird sicher die Stadtbibliothek, Lese-, Gesell­schafts- und Versammlungsräume aufnehmen, vielleicht auch ein schönes, langgewünschtes HO-Cafe, ein CafeWarschau oderBudapest en Mini­atur. Genaues läßt sich im Augenblick noch nicht darüber sagen, doch sollten Kreis- und Stadtverwaltung darauf hinwirken. Es wäre gut, wenn unsere Stadtverwaltung rechtzeitig darüber sprechen würde, denn es muß vermieden werden, daß sich die Wittenberger wieder vor vollendete Tat­sachen gestellt sehen, wie es bei der Bekanntgabe des Projektes in den ersten Januartagen der Fall war. Dafür wäre nicht nur die Bevölkerung unserer Stadt, sondern die des ganzen Kreises und der näheren Umgebung dankbar.

Eines ist gewiß, in nicht mehr all zu ferner Zeit werden frohe und festlich gestimmte Menschen in diesem Hause schöne und unvergeßliche Abende verleben. Variete, Konzert, Oper, Schauspiel und Operette werden einander abwechseln, und wir, die Bauherren, werden in unserem eigenen Hause zu Gast sein. Daß es so wird, daß unser Leben reicher und schöner wird, dafür müssen wir alle sorgen, du, lieber Freund, und ich, durch unsere unermüdliche Arbeit, durch unsere nieversiegende Freunde am Schaffen, durch unseren Willen, unserem Volk und den Völkern der ganzen Welt den Frieden zu erhalten, durch unseren unversöhnlichen Kampf gegen die Menschen, die diesen Frieden, der so gut für uns ist, wie das Licht der Sonne, bedrohen.

ERWIN LADEMANN

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