Heft 
(1955) 1
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Der Roland von Perleberg;

Im Titelbild unserer neuen Heimatzeitschrift, die sich heute in ihrer ersten Nummer vorstellt, wird neben den Symbolen der werktätigen Gegenwartsarbeit unseres Kreises auch ein Zeichen aus vergangenen Zeiten, aus der Geschichte unserer Heimat stehen: Der Roland von Perleberg! Ihm, der überdies in letzter Zeit die Gemüter stark bewegte, sei darum der erste Artikel in dem neu geschaffenen Heimatblatt unseres Kreises gewidmet.

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Als wir vor ein paar Monaten dabei waren, unseren Perleberger Roland zu versetzen, sagte eine Frau zu mir:De Kerl mütt doch allerhand mokt hem, det he sön grotet Denkmol kregn het, un det se sik hüt noch so völ Wunner mit em moken. Ich hielt ihr einen kleinen geschichtlichen Vortrag über den steinernen Mann von Perleberg. In diesem Artikel sei nun dasselbe getan, jetzt allerdings etwas gründlicher und systematischer.

Der Roland ist also kein Denkmal. Er ist ein Symbol. Sein Namensgeber war aller Wahrscheinlichkeit nach der karolingische Roland, der einst im Jahre 778 im Tal von Roncesvalles als Wächter des Reiches mit seinem Schwerte Durendart die Feinde bis zu seinem Tode auf hielt. Der tapfere Held wurde in Liedern viel besungen. Darüber hinaus wurde Kaiser Karls treuester Wächter und Paladin bald zum Symbol des Wächters und Hüters schlechthin. Vor dem Dom zu Verona steht sein Standbild, in Marmor ge­meißelt, seit bald einem Jahrtausend wachehaltend im Portal. Das Schwert mit der InschriftDurindarda trägt er erhoben in der Hand. Auf vielen Plätzen und an manchem Rathause Deutschlands stand er auch bald. Auch hier hatte sein Standbild, meist holzgeschnitzt oder in Stein gemeißelt, durch Jahrhunderte dieselbe Wächteraufgabe. Sein eigentliches Verbrei­tungsgebiet war der norddeutsche Raum. Viele Rolande sind im 30jährigen Kriege ein Opfer der Zerstörung geworden. Zu Anfang des zweiten Welt­krieges gab es in Deutschland noch insgesamt 19 Rolande, ein Teil davon war noch hölzern. Manch einen wird auch dieser Krieg noch zerstört haben. Es ist darum doppelt verständlich, wenn die Perleberger an ihrem Roland hängen. Zumal er unbestritten einer der stattlichsten, eindrucksvollsten und männlichsten ist.

Was hat es nun für eine Bewandtnis mit dem Roland? Es ist viel darüber geschrieben worden. In einem sind sich alle Forscher einig: Die Roland­säule bringt zum Ausdruck, daß sie in dem Orte, wo sie aufgestellt war, über irgendwelche verliehenen Sonderrechte und Privilegien zu wachen hatte. Sei es auf dem Gebiete des Marktwesens, der Handels- und Stapel-

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