Heft 
(1955) 1
Seite
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KULTURARBEIT IN DEN ARBEITSGEMEINSCHAFTEN

Aus der Tätigkeit des Kulturbundes, Ortsgruppe Perleberg

Vielleicht sprechen wir das Wort Kultur oft zu laut aus, daß es sich wie ein Schlagwort aufdrängt und auf diese Weise schal und seines eigentlichen Inhalts beraubt wird. Wer Kulturarbeit leisten will, muß wissen, daß man mit vorsichtigen Händen an die Arbeit gehen muß, daß man die Sinne der Hörer zu öffnen hat und fühlen muß, wie sich das Band zwischen Vortra­gendem und Hörer webt. Nur zu leicht kommen bei der Kulturarbeit Paradeveranstaltungen zustande, die im Augenblick wirkungsvoll sein mögen, die aber zuletzt jeden Inhalt verlieren, weil zwar der Vortragende vielleicht von sich und seinem Wort überzeugt ist, aber dabei jeden inneren Zusammenhang mit seinen Hörern verliert. Das soll nun nicht heißen, daß jede größere Zurschaustellung kultureller Arbeit vergeblich sein muß, auch die große äußere Wirkung ist zuweilen vonnöten, aber sie darf nicht zur Regel werden.

Die Ortsgruppe des Kulturbundes Perleberg hat seit Januar 1950 die Arbeit in Sektionen gepflegt. Es ergab sich dabei immer wieder ein Zusammenhalt zwischen Hörer und Vortragendem. Die Diskussion, die den Abend erst ihren letzten Inhalt verleiht, erwies sich immer wieder als fruchtbar und anregend für beide Teile. Die Vorteile der Arbeitsgemeinschaft liegen auf alle Fälle darin, daß man zu kleinsten Kreisen sprechen kann und daß sich von vornherein ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen dem Lektor und den Angesprochenen herausbildet.

Die ersten Arbeitsgemeinschaften, die die Ortsgruppe bildete, waren eine für Literatur und eine für Musik.

Die Arbeitsgemeinschaft Literatur brachte im Laufe der Jahre Referate, Lesungen und Berichte über Literaturen des In- und Auslandes. Der Hörer­kreis schwankte zwischen 20 und 40 Besuchern, teils etwas weniger, teils aber auch etwas mehr, je nachdem, wie das vorher angekündigte Thema lautete. Aber auch der Referent war teilweise ausschlaggabend für die Besucherzahl. Es würde zu weit führen, wollte man an dieser Stelle alle durchgeführten Themen einzeln erwähnen. Darum sei im großen und ganzen nur einiges erwähnt: Es gab eine Vortragsreihe: Das deutsche Kulturerbe in der Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart, eine Reihe: Romane der Weltliteratur; Gegenwartsdichtung aus der DDR. Daneben einige Abende, die sich mit sowjetischer und amerikanischer Literatur be­faßten. Es gab Abende, die wie Fanale aufleuchteten und wieder andere, aus denen man still nach Hause ging. Zu den ersteren gehören: Bert Brecht: Der Kaukasische Kreidekreis und Pablo Neruda:Holzfäller wach auf; zu den letzteren einAbend mit Hölderlin, Emil Strauß NovelleDer Schleier und Ernst WiechertsKinderkreuzzug. Viel ist hier schon geleistet worden,