Heft 
(1955) 1
Seite
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die Wiesenkuhschelle wächst nicht auf Wiesen und ist mindestens ebenso gemein, d. h. verbreitet, wie die Gemeine Kuhschelle. Beide Arten lieben trockene Orte, wie Heiden, sonnige Hügel, lichte Kiefernwälder. Diesen Standorten ist ihr Bau angepaßt; sie haben lange, tiefreichende Wurzeln und zur Einschränkung der Verdunstung zerteilte schmalzipflige Blätter und ein dichtes Haarkleid. Die Blüten der Gemeinen Kuhschelle sitzen auf­recht auf kurzen, schräg stehenden Stengeln, sind nach oben trichterförmig erweitert und außen rötlich, innen kräftig blauviolett gefärbt. Sie ähneln einigermaßen dem Krokus. Die Wiesenkuhschellen haben längere Stengel, an deren umgebogenem Ende glockenförmig geschlossene Blüten nach unten hängen; ihre Färbung ist dunkelviolett, ins Bräunliche spielend. Sie ähneln manchen unserer Glockenblumen. Im Sommer tragen beide Arten kopf­förmige Fruchtstände, die wegen der langen zottigen Schweife ihrer Samen­körner als Hexenbesen oder -bärte bezeichnet werden.

Merkwürdig ist nun, daß die beiden Arten nicht durcheinander wachsen, sondern streng gesondert. Der Fahrweg, der von der Reetzer Chaussee auf die Höhe führt, trennt ihre Wohnstätten. Auf der süd­lichen, Perlhof zugewandten Kuppe wächst in dichten Beständen die Gemeine Kuh­schelle, auf der nördlich benachbarten Kuppe mit dem Denkmal in mehr gelockerten Gruppen die Wiesenkuhschelle; sie erblüht zwei bis drei Wochen später als ihre Schwester. Zufällig bildet der trennende Fahrweg auch die Gemarkungsgrenze zwischen Perleberg und Groß-Buchholz, so daß man sie auch als die Perleberger und Buchholzer Kuh­schellen unterscheiden könnte. Ein Spaßvogel könnte von den Buchholzern sagen, daß sie ihre braunhaarigen Köpfe betrübt hängen lassen, während die Perleberger den Kopf hochtragen, obgleich sie sie sind ja blau nicht recht gerade stehen können.

Jede Pflanzenart hat ihr bestimmtes Verbreitungsgebiet auf der Erde, nach dessen Grenzen hin ihr Vorkommen immer spärlicher wird. Die Gemeine Kuh­schelle hat ihre Ostgrenze in der Prignitz, die Wiesenkuhschelle ihre Nordwestgrenze .in der Altmark; oder anders gesprochen: nach der

Eiszeit wanderte erstere von Westen Gemeine Kuhschelle

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