Heft 
(1955) 3
Seite
71
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Teil der Prignitzer Alpen, über das Bergmassiv der Weinberge und des Golm soll es heute werden.

VonNeue Mühle klingt Jubel und Trubel herüber. Hier ist heute auch Auferstehungstag. HO öffnet dort die Pforten und schenkt den Perlebergern endlich wieder ein landschaftlich reizvoll gelegenes Ausflugsziel. Wir lassen es heute rechts liegen. Später einmal! Wir gehen auch nicht den üblichen Weg zwischen Wiesen und Äckern geradeaus weiter, sondern wir biegen links ab, der Perle folgend. Eine Brücke der Chaussee und ein Viadukt der Kreisringbahn überqueren den plätschernden Wasserlauf. Perlhof liegt am Bächlein, das sich hier zum Teich staut. Weiter hinaus finden wir dann die Quelle derPerle am Berge. Sie ist von sorgenden Menschen durch einen Brunnenring gekennzeichnet und geschützt. Hat das Bächlein einmal unserer Stadt den Namen gegeben? Von den Perlen jedoch, die auch in unserm Stadtwappen verewigt sind und von denen alte Geschichten berichten, ist trotz der Klarheit des Wässerchens nichts mehr zu sehen. Die Muscheln, in denen sie sich befunden haben sollen, werden wohl unsere Vorfahren alle heraus gefischt haben.

So wenden wir uns nordwärts. Uber die Ackerbreiten noch darf man das steigen wir den Hang empor. Der Hund erfreut sich in weiten Sprüngen der Freiheit. Vor meinen Füßen, ungesehen von ihm, fegt ein Krummer aus der Sasse und wippt, lustig mit der Blume winkend, in die Berge hinein. Unser Blick geht beim Aufstieg oft rückwärts, und wir freuen uns des immer größer werdenden Horizonts.

Die Höhe derVoralpen ist erklommen. Wir stehen auf dem Galgenberg. Von hier geht der Blick weit in die Runde. Wir wähnen wirklich, irj den Alpen zu sein und mitten im blühenden Enzian zu stehen. Denn da sind sie dicht an dicht, die geöffneten Kelche der Küchenschelle in ihrem wunder­vollen Lilablau. Wie übersät ist die Kuppe mit ihnen. Wahrlich einblaues Wunder. Die Pflänzlein fristen nur noch an wenigen Stellen unserer Heimat ihr Dasein. Darum hat man sie unter Naturschutz gestellt, und wir rupfen nichts ab. Wir freuen uns auch an einem größeren Fleckchen des feinen Frühlingsfingerkrauts, das sich mit seinen leuchtend-gelben Blüten­sternchen in einer Hangecke angefunden hat.

Aus der stillen Beglückung, die die Natur uns hier oben schenkt, gehen die Gedanken in die Geschichte. Hier also war die Perleberger Richtstätte! Auf der kahlen Kuppe standen die Galgengerüste, zur Abschreckung weit­hin sichtbar, oft mit schauriger Last behängen. Manch ein angstvoller Blick ging von hier oben abschiednehmend noch einmal in die Runde, ehe die Henkersknechte den armen Sünder packten. Und oftmals war es wohl gar keiner. Die elf Perleberger Frauen jedenfalls, die allein im Jahre 1565 als