Hexen hier oben verbrannt wurden, haben nur unter der Folter gestanden. Selbst dem Bürgermeister Krusemark war es an dieser Stätte nicht recht behaglich, als in den Junitagen 1654 der neue Galgen hier aufgerichtet wurde. Nach kurzem Umtrunk ging er zur weiteren „Ergetzlichkeit“ hinüber zum dahinterliegenden eigentlichen Weinberg. Folgen wir ihm!
Damals stand hier auf dieser höheren Kuppe, mit der die eigentlichen „Hochalpen“ beginnen, wohl noch manch ein Winzerhäuschen, und neben den etwas sauren „Galgentränen“ wurde auch manch ein „ehrbarer Ratstropfen“ oder ein „Lübzower Sandhase“ hier oben ausgeschenkt. Rundherum, auch um die hochragenden Galgengerüste, zogen sich die Weingärten an den Hängen empor. 1541 werden uns 29 Bürger der Stadt genannt, die allein auf der Gemarkung des damals schon wüsten Dorfes Golm ihre Rebenanlagen hatten. Daneben besaß die Stadt in eigener Regie zahlreiche Weingärten, die von zwei Weinmeistern betreut wurden. Erst um 1750 ging die Weinkelterei allmählich ein. Der saure Most wurde dann mit gequetschtem Senf zu „Mostrich“ verarbeitet.
Doch nun widmen wir uns der Gegenwart und schauen hinein ins Land! Einige Wittenberger Jungen treffe ich hier oben. Ich freue mich zu ihnen. Jungen, die mit 13, 14 Jahren von sich aus solche Wege gehen, werden auch im späteren Leben Heimatsucher bleiben oder gar „Gipfelstürmer“ werden. Ich erkläre ihnen das, was zu unseren Füßen liegt: Perlhof und das alte Perleberg mit dem wuchtigen Bau von St. Jacobi, die Dörfer ringsum. Dann lenke ich ihren Blick in die Ferne, hin zu den Schornsteinen und Türmen ihrer Heimatstadt am Elbestrand, hin zu dem hohen über die Kiefernwälder wegragenden Rücken der Wilsnacker Wunderblutkirche und hin zu der ganz fernen, nur mit dem Glase sichtbaren Spitze des Havelberger Doms. Zeugen einer oft dramatischen Geschichte unserer Heimat! Doch auch das Heute mit der gegenwärtigen deutschen Not hat sein Kennzeichen in den Himmel gestellt. Dort rechts, fein wie Strohhalme in der leicht diesigen Luft, ragen die westdeutschen Sendetürme vom Höhbeck hinter Lenzen empor.
Unser Weinberg ist ein Wahrzeichen der Stadt und der markanteste Punkt unserer Feldmark. Er hat die Menschen von jeher angelockt. In der Winterzeit tummelt sich hier die Jugend mit Skiern und Rodelschlitten. Ein mächtiges Steinkreuz unter dunklen breitkronigen, langnadligen Schwarzkiefern erinnert an die deutsche Not nach dem ersten Weltkrieg. Wann hat ein Krieg einem Volke jemals Segen gebracht? — Manch ein Holzstoß wurde hier oben geschichtet, und manch ein loderndes Feuerzeichen hat in den Sonnwendnächten von hier aus weit ins Land geleuchtet. Aber auch manch ein leeres Fuhrwerk hat sich in den vergangenen Jahr-