Heft 
(1955) 3
Seite
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Dieser mächtige Stein kann natürlich nicht dem Os selbst entstammen, son­dern ist aus derGrundmoräne derUmgegend herbeigeschafft worden. In den folgenden Jahrzehnten wurden gewaltige Mengen von Kies und Sand ge­braucht, bei den Straßen- und Eisenbahnbauten zur Aufschüttung von Dämmen, bei den Kasernen- und anderen Großbauten in Perleberg zur Mörtelbereitung. Die Weinberge mußten sie hergeben, ungezählte Fuhren sind damals mit Pferdegespannen abgefahren worden. Der Abbau hat tal- und kesselförmige Schluchten mit Hängen bis zu 20 m Höhe in den Os hineingefressen. In den heute nicht mehr genutzten Gruben läßt eine gütige Natur durch eine sich wieder ausbreitende Pflanzendecke die schweren Wunden langsam verheilen. Aber an den Hängen des Golmer Berges geht die Ausbeutung weiter, heute mit ratternden Lastkraftwagen. Eine ältere tiefe Grube klafft an der Flanke gegen Groß-Buchholz hin, eine andere ist unmittelbar an der Chaussee nach Groß-Lihde im Entstehen.

Betrübt sieht es der Naturfreund mit an und ruft nach dem im vorigen Jahre erlassenen neuen Naturschutzgesetz. Der Mann der Wirtschaft hörts, beschwört die Notwendigkeit technischen Fortschritts und schwenkt die Fahne des Fünfjahreplans. Beide haben recht in ihrer Weise. Wer aber weist den Weg, der sie zusammenführt zu friedlicher Verständigung?

p. v.

^rüj)(ing&Dünberung

in die Prignitzer Alpen

Im Atlas gibt es sie zwar nicht, die Prignitzer Alpen. Aber es gibt einen Lokalpatriotismus. Nach diesem muß jede Landschaft, die etwas auf sich hält, so etwas haben. Und es gibt einen persönlichen Stolz, der es ablehnt, in bescheidenen heimatlichen Bergen herum zu klettern. Es müssen schon klingendere Namen sein, die einen locken sollen. So taufen wir denn aus diesen menschlichen Gründen heraus die Moränenlandschaft mit der langen Kette der Berggipfel, die unsere Prignitz in einer Länge von über 60 km von Perleberg bis hinter Wittstock durchzieht, kühn auf diesen Namen. Vom Eise befreit sind Strom und Bäche konnte man zu diesem Ostern noch nicht sagen. Aber zum 1. Mai, dem Festtage der Werktätigen, war es dann plötzlich und gleich in verschwenderischer Fülle so weit. Wir greifen zu Filz und Eichenstock, pfeifen den Drahthaar und hinaus gehts in den Frühling, hin zu den Bergen! Denn eine Kammwanderung über den ersten

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