Die Weinberge bei Perleberg
Ein Stück Heimat-Geologie
Jeder Perleberger kennt die Weinberge dem Namen nach, viele besuchen sie wegen der Fernsicht von ihren Höhen, manche auch um ihrer eigenartigen Pflanzenwelt willen, aber wie viele wissen, wie sie entstanden sind?
Die meisten Leser wissen wohl, daß die Bodenformen und Bodenarten unserer Heimat ein Geschenk der Eiszeit sind. Wie heute auf Grönland, so breitete sich im Eiszeitalter von den Hochgebirgen Skandinaviens eine gewaltige Eismasse nach allen Seiten aus und überschritt, mehrmals kommend und wieder weichend, auch unser Gebiet. Die Gesamtheit alles Gesteinsschuttes, den das Eis auf seinem langen Wege in sich aufnahm, verfrachtete und beim Abschmelzen zurückließ, wird mit einem aus den französischen Alpen übernommenen Worte als Moräne bezeichnet. Wich das abtauende Eis stetig zurück, so hinterließ es die Grund moräne, eine über dem eisfrei gewordenen Gebiet gleichmäßig ausgebreitete Schuttdecke. Ihrer stofflichen Zusammensetzung nach wird die Grundmoräne als Geschiebemergel bezeichnet. Sie ist vergleichbar einer mit eingewalzten Rosinen aller Größen innig verkneteten Teigmasse. Ihr ursprünglicher Hauptbestandteil ist Mergel, d. h. ein Gemisch aus Sand, Ton und Kalk, die die feinstzerriebenen Bestandteile ausmachen; in diese Grundmasse sind völlig regellos eingebettet die Geschiebe, d. h. Gesteine jeglicher Größenordnung vom kleinsten Steinchen bis zum gewaltigen Steinblock. Lag der Eisrand längere Zeit fest, so wurde der Moränenschutt vor ihm angereichert und bildete wallartige Erhebungen, die Endmoränen, Dasselbe geschah, wenn das anrückende Eis auf feste Hindernisse im Gelände stieß und den vorhandenen Untergrund vor sich aufwölbte; so entstanden die Stauchmoränen. In den von den Schmelzwässern ausgewaschenen Endmoränen blieben besonders die gröberen Geschiebe als Blockpackungen erhalten. Die Schmelzwässer lagerten die von ihnen ausgeschlämmten und mitgeführten feineren Gesteinsteile in tieferen Lagen wieder ab. Die Unterschiede zwischen den Ablagerungen des Eises, den Moränen, und den Schmelzwasserablagerungen sind auch dem Laien leicht erkennbar. Das Eis befördert Gesteine jeglicher Größe in gleicher Weise und lagert sie an der Stelle des Abschmelzens völlig ungesondert und ungeschichtet ab. Das fließende Wasser dagegen setzt die weggeführten Gesteinsteile deutlich Schicht auf Schicht ab und ordnet sie dabei so, daß jede
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