Güter und der Post. Die an den Bahnen liegenden Orte entwickelten sich sehr bald, während die abseits liegenden Städte ihren bisherigen Einfluß allmählich einbüßten: Für die Prignitz kamen diese neuen Verhältnisse zur Geltung, als im Jahre 1846 die Eisenbahn zwischen Berlin und Hamburg über Wittenberge in Betrieb genommen wurde.
Jeder Perleberger weiß, daß zeitweilig der Plan bestanden hat, diese Strecke über Perleberg zu legen. Es scheint auch in dieser Frage ein ziemliches Hin und Her gewesen zu sein. Wie dem auch sei, wem auch immer von dieser oder jene!- Seite die Schuld oder der Dank zugeschrieben werden muß, die Bahn führt über Wittenberge. Sicherlich haben recht praktische wirtschaftliche Erwägungen den Ausschlag gegeben. Bestand doch in Wittenberge die Möglichkeit des Güterumschlags von der Schiffahrt auf die Bahn, und damit die Gelegenheit, den mitteldeutschen Raum auf kürzestem Wege mit dem ostelbischen Tiefland zu verbinden.
Mit der Inbetriebnahme der Berlin-Hamburger Bahn verringerte sich der lebhafte Straßenverkehr über die Prignitzstädte ganz erheblich. Die Perleberger Geschäftsleute sahen bald ihren bedeutenden Getreide- und Lederhandel und den Umsatz in bearbeiteten Erzeugnissen dieser Art beträchtlich zurückgehen. Die billige und schnelle Beförderung durch die Eisenbahn drückte die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die niedrigen Preise konnten von den Landwirten, welche die Kosten eines längeren Transportes auf Landwegen zu tragen hatten, nicht gehalten werden. Hieraus ergab sich eine Verschlechterung der Wirtschaftsverhältnisse in der Prignitz.
So plante man bereits 18 Jahre später, 1864, eine Eisenbahnverbindung zwischen Wittenberge und Neustrelitz. Dieses Projekt scheiterte nur deshalb, weil die Städte Pritzwalk und Wittstock sich nicht finanziell daran beteiligen wollten. Weitere Verhandlungen in den späteren Jahren blieben ebenso erfolglos. Gegen Ende der siebziger Jahre tauchte das sogenannte Prignitzbahn-Projekt auf. Im Prignitzbahn-Komitee hatten die Bürgermeister von Wittenberge, Perleberg, Pritzwalk und Wittstock/Dosse die Führung. Gegen dieses Komitee wurden die heftigsten Angriffe aus der Ostprignitz gerichtet, weil hier eine Bahn von Neustadt/Dosse oder Zernitz nach Meyenburg befürwortet wurde.
Wie das nun so ist — Entwicklung ist Kampf der Gegensätze — bekämpften sich beide Komitees mit hingebendem, blinden Eifer. Dieses Neben- und Gegeneinanderarbeiten ließ beide Projekte nicht zur Ausführung kommen. Es war nicht möglich, die Finanzierung zu sichern. Das Komitee für das Prignitzbahn-Projekt löste sich deshalb zu Beginn des Jahres 1881 auf. Inzwischen hatte sich aber die Stadtgemeinde Perleberg recht rührig be-