Heft 
(1955) 3
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tätigt. Sie hatte dieLandesherrliche Konzession für den Bau einer Eisen­bahn von Wittenberge nach Perleberg bekommen. Die dafür benötigten finanziellen Mittel wurden zum Teil durch Aufnahme einer Stadtanleihe beschafft. Außerdem beteiligten sich die Berlin-Hamburger Eisenbahn­gesellschaft und der Provinzialverband der damaligen Provinz Branden­burg an der Finanzierung des Bahnbaues. Mit allen Kräften wurde der Bau ausgeführt und am 15. Oktober 1881 wurde die Eisenbahn im Betrieb genommen.

Was Perleberg möglich war, muß auch uns möglich sein, so dachten die am Prignitzbahn-Projekt Interessierten. Durch den geglückten Eisenbahn­bau WittenbergePerleberg bekamen sie neuen Mut.

Unter Führung vonBaron Eugen Gans Edler Herr zu Putlitz auf Laaske erschien das Prignitzbahn-Komitee erneut auf der Bildfläche. Man bildete einen engeren Arbeitsausschuß. Ihm gehörten je vier Bürger der Städte Wittenberge, Perleberg, Pritzwalk und Wittstock, sowie 17 Großgrund­besitzer und Bauern aus der Prignitz an. Auch in Mecklenburg bestand ein ähnliches Komitee für den Bahnbau NeustrelitzWittstock. Eine Zusam­menarbeit unterblieb jedoch, um dem Komitee in der Prignitz die gestellte Aufgabenicht zu erschweren! So bemühte sich dasPrignitzkomitee nur um die Lösung der speziellen Fragen des Baues der Strecke Perleberg Wittstock! Schwierigkeiten entstanden hinsichtlich der Finanzierung. Es wurde verstärkt für das Aufbringen des Baukapitals geworben. Allein, die zahlungskräftigsten Geldgeber ließen sich mit ihrer Zusage Zeit. So lehnte z. B. die Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft endgültig ab, den ge­planten Bau finanzieren zu helfen. Sie gab dafür zwei Begründungen: Einmal werde die geplante Eisenbahn mehr Zubringerbahn für die Staats­bahnstrecke MagdeburgWittenberge sein, als für die Strecke Berlin Hamburg und zum anderen sei ihr für die Förderung des Baues von An­schlußbahnen verfügbares Kapital erschöpft. (Die Gesellschaft hatte ihre Unterstützung beim Bau der Strecke Neustadt/DosseMeyenburg zu­gesagt!) Die Provinz Brandenburg erklärte sich zur Unterstützung bereit, wenn auch der Preußische Staat gleichmäßig beteiligt sein würde. Das Ministerium für öffentliche Arbeiten aber erklärte, daß vorerst noch nicht zu übersehen sei, welches der beiden Projekte im Interesse der Prignitz am meisten der Ausführung wert wäre. Eine Kapitalbeihilfe und die Kon- zessionierung könnten daher vor einer endgültigen Entscheidung nicht zu­gesagt werden. Dieser Bescheid wird erklärlich, wenn man weiß und be­denkt, daß die Preußische Staatsregierung mit der Berlin-Hamburger Eisenbahnverwaltung Ankaufsverhandlungen begonnen hatte. Für den Fall, daß diese Verhandlungen nicht erfolgreich abgeschlossen würden, hatte man

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