geplant, eine Eisenbahn von Berlin nach Kiel — über Neustadt/Dosse— Meyenburg zu bauen.
„Dann eben nicht, liebe Tante“, sagten sich die allem Anschein nach beherzteren Männer des Prignitzbahn-Komitees und wandten sich kurzerhand an zwei private Baufirmen. Man schloß mit den Berliner Baufirmen Rudolf Schneider und Hermann Bachstein einen Bauvertrag ab.
Inzwischen war aber auch das Ostprignitzbahn-Komitee lebendig geworden. Am 28. Januar 1882 sollten sich die Aktienzeichner in Pritzwalk zu einer konstituierenden Versammlung einfinden. Bei diesem „Sollen“ blieb es auch dann; diese Versammlung fand nie statt.
Der Landessyndikus des Provinzialverbandes Brandenburg, Karl Gerhardt, interessierte sich besonders für die wirtschaftliche Erschließung der Provinz durch den Bau von Eisenbahnen. Er veranlaßte eine am 23. November 1882 durchgeführte Versammlung in Pritzwalk. Sie fand unter Vorsitz des Regierungspräsidenten für beide Komitees statt. Es gelang in dieser Konferenz, einen Ausgleich zu finden. Das Prignitzbahn-Komitee erklärte sich bereit, auch die Linie Neustadt/Dosse—Meyenburg zu bauen, wenn die Finanzierung gelingen würde. Damit hatte sich endlich das Gegeneinanderarbeiten beider Komitees in Wohlgefallen aufgelöst. Zum äußeren Zeichen dieses Wohlgefallens löste sich das Ostprignitzbahn-Komitee auf. Der Weg zum Bahnbau wurde damit frei.
Inzwischen ließen die Verhandlungen zwischen der Preußischen Staatsregierung und der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft einen günstigen Ausgang erkennen. Daraufhin wurden dem Arbeitsministerium wiederum die Pläne für das Prignitzbahnprojekt vorgelegt, und sie wurden von ihm genehmigt. Ja, das Ministerium sagte sogar auch die finanzielle Unterstützung zu. Dieser Bescheid wurde dem Komitee für das Prignitzbahnprojekt am 12. Februar 1884 eröffnet. Dazu kam die freudige Mitteilung, daß sich der Preußische Staat mit 360 000 Mark am Grundkapital der Gesellschaft beteiligen werde. Die Genehmigung für den Bau der Strecke Neustadt—Meyenburg wurde jedoch nicht gegeben, weil der Staat sie selbst zu bauen beabsichtigte. Nun erklärte sich auch die Provinzialverwaltung bereit, sich mit 240 300 Mark am Grundkapital zu beteiligen. Damit war die Finanzierung so gesichert, daß die Gesellschaft der „Prig- nitzer Eisenbahn“ nicht nötig hatte, eine Anleihe aufzunehmen. Für den Bahnbau standen insgesamt 2 700 000 Mark als Grundkapital zur Verfügung. Es beteiligten sich u. a. die Städte Wittstock mit 299 700 Mark, Perleberg mit 125 400 Mark, Pritzwalk mit 99 600 Mark und Wittenberge mit 30 000 Mark. Die Gründungsversammlung der Prignitzer Eisenbahn-Gesellschaft fand mit 273 Teilnehmern am 5. Juni 1884 in Pritzwalk statt. Am 23. Juli
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