wurde die „Landesherrliche Konzession“ erteilt und schon am 15. August begann der Bau. Sie müssen mächtig „rangegangen“ sein unsere Großväter; denn schon Mitte Mai 1885 — 3 Monate vor der vertraglich festgelegten Frist — war der Bau beendet.
Die Betriebseröffnung der Bahn wurde dann auf den am 31. Mai 1885 um 8.13 Uhr fahrplanmäßig aus Wittstock abfahrenden Zug festgesetzt. Festlidi wird es bei der Eröffnungsfeier zugegangen sein; festlidi und förmlich zugleich, wie uns eine alte Chronik berichtet.
Geladen waren dazu die Vertreter der Regierung, der Eisenbahnaufsichtsbehörden, der Provinz, der Kreise, der Städte und der Gemeinden sowie die am Bahnbau beteiligten Unternehmer und Verkehrsinteressierten. Die Festteilnehmer wurden von Wittstock und Perleberg her durch zwei um 10 H Uhr abfahrende Sonderzüge nach Pritzwalk befördert. Auf den Bahnsteigen aller Stationen standen festlich gekleidet und froh gestimmt dichtgedrängte Menschenmengen und jubelten den Sonderzügen zu. In den festlich geschmückten Sonderzügen gaben Teile der Regimentskapelle des Perleberger 11. Ulanenregiments die festlich-musikalische Umrahmung. Unter dem Schmuck der Bahnhöfe fiel besonders der des Bahnhofs Heiligengrabe auf. Zwischen zwei hohen Fahnenmasten war hoch über dem Gleis ein Transparent gespannt. Auf der einen Seite zeigte es die Wahrzeichen der beiden Endstädte der neuen Bahnlinie; den Perleberger Roland und die Wittstocker Marienkirche und das Burgtor. Auf der Rückseite konnte man den folgenden Vers der Gelegenheitsdichterin des Stiftes zum Heiligengrabe lesen:
Schau Publikum das Wunder an!
Es ist die neue Prignitzbahn, auf die wir lange schon geharrt, bis endlich sie vollendet ward.
Drei Züge hin, drei Züge her!
Sag, Publikum, was willst du mehr?
Und neun Stationen an der Zahl, soviel hat nicht die Stadtbahn mal:
Ein recht bescheidener Anfang, aber immerhin ein Anfang. Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer. So hatten es auch die damaligen Lokomotiven gar nicht so leicht, die Wagenschlange von drei bis fünf Wagen hinter sich her zu schleppen.
Gewaltig qualmend, fauchend und fröhlich bimmelnd zuckelten sie mit 40 km/h durch die Prignitzer Landschaft. Höhere Geschwindigkeiten durften weder ihnen noch dem Gleisoberbau zugemutet werden. In diesem Zusammenhang dürften auch einige technische Daten von Interesse sein.
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