Man kann sich vorstellen, daß bei der Einladung von 60 und mehr Familien, unsere beiden KÖstenbitter dabei nicht an einem Tage fertig wurden und auch manchmal das treue Roß den Weg zum Stall alleine finden mußte. Doch auch diese Anstrengung ging vorüber.
So kam denn die Hochzeitswoche heran.
Am Dienstag begann das Anrichten.
Ein Rind und ein Schwein wurden geschlachtet. Die „Köksch“ leitete ein Heer von Helfern aus Verwandtschaft und Nachbarschaft an. Am Mittwoch wurde den ganzen Tag Kuchen gebacken, oft kam es dabei vor, daß man am Hochzeitstage feststellte, daß die Ameisen den flach auf den Hausboden gestellten Kuchen gefunden hatten. Am Donnerstag mußten eine Menge Hühner das Leben lassen, um zu Frikassee verarbeitet zu werden.
Am Mittwochabend versammelte sich die Dorfjugend zum Girlandenwinden. Viele Meter mußten angefertigt werden, um Hochzeitshaus, Kirchenportal und Kutschwagen zu schmücken. Arbeiten macht hungrig, und so wurde das junge Volk von der Braut mit Bohnenkaffee und frischem Kuchen bewirtet.
Dann kam der Donnerstag, der Polterabend. Das Hochzeitshaus wurde noch einmal zum Empfang der jungen Frau poliert.
KÖstenbitter und Brutdeerns schmückten Kutschwagen und Pferde, und am Nachmittag fuhr der Bräutigam seine Braut abholen.
Noch einmal gab es im Hause der Braut Kaffee, und dann ging die Fahrt los, manche Tx-äne der jungen Braut wurde tapfer unterdrückt.
Doch die Fahrt ging nicht so glatt vonstatten. Die Jugend des Dorfes stand an der Straße und hielt den Brautwagen durch gespannte Schnüre an. Durch Bonbons konnte man sich von der Schuljugend, durch einen Schluck aus der mitgeführten Weinflasche von der reiferen Jugend lösen.
Dabei durfte aber nicht etwa Schritt gefahren werden. Die kutschierenden KÖstenbitter verstanden ihr Geschäft schon. Im scharfen Trabe fuhr man vor der nach dem Hofe zu gelegenen Haustür, der sogenannten Hintertür, vor. Denn eine Frau, die zur Vordertür ins Haus kommt, verläßt es bald wieder.
Die Schwester des Bräutigams half der Braut beim Aussteigen, als Zeichen; daß sie die neue Herrschaft in Küche und Haus anerkannte. Der Korb mit den Lösebonbons wurde für die Anrichter ausgeschüttet und die mitgeführte Weinflasche gemeinsam ausgetrunken.
Und dann kam der eigentliche Polterabend.
Im Hochzeitshause saß man mit Nachbarn und den nächsten Verwandten
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