Heft 
(1955) 5
Seite
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Dr. PAUL VIERECK

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Bald ist es wieder so weit. Aber wer blüht nun eigentlich? Dasselbe Wort Heide bezeichnet ja zweierlei: eine bestimmte Pflanzenart, bei uns meist Heidekraut genannt, und eine Landschaftsform, für deren Pflanzenbestand diese Pflanze bestimmend ist. Es bleibt eine offene Frage, ob wir nun die Heide-Landschaft im Sinne haben, so wie wir auch von der blühenden Wiese reden, oder ob wir meinen, unser Heidekraut blühe, wie etwa der Hahnenfuß oder die Dotterblume auf der Wiese.

Das Wort Heide hat einen bewegten Bedeutungswandel hinter sich. Ur­sprünglich bedeutete es alles Land außerhalb menschlicher Bewirtschaftung überhaupt. Diese Bedeutung ließe sich etwa durch sehr allgemeine Begriffe wie Gefilde, weite Flur, Wildnis erfassen. Später wurde sie eingeschränkt auf den infolge seiner Unfruchtbarkeit nicht oder spärlich bewaldeten An­teil dieses Landes. Daraus erwuchs dann weiter die Benennung alles baum­armen Ödlands, das nicht urbar zu machen war, als Heide. In Norddeutsch­land, im niederdeutschen Sprachgebiet blieb das Wort Heide aber erhalten für das Waldland auf mageren trockenen Böden, also besonders für Nadel­wälder, ja es erweiterte seinen Geltungsbereich auf geschlossene Wal­dungen überhaupt und behauptete sich oft auch dann noch, wenn diese später in planmäßig angelegte Forste überführt wurden. Die Schorf­heide, die Letzlinger Heide seien als zwei beliebig herausgegriffene Bei­spiele solcher Großforsten genannt. Im besonderen hießen oder heißen alle märkischen Wälder Heiden. Die Prignitzer holen ihr Bau- und Brennholz nicht aus dem Walde, sondern aus der Heide, die Bauern aus Düpow oder Kuhblank ebenso aus der Düpower oder Kuhblanker Heide wie die Perle­berger Bürger aus der Vorder- oder Hinterheide ihrer Stadtforst. So stehen die Namen bis heute auf den Meßtischblättern. Die früher von den Perleber­ger Stadtvätern in jedem Jahre einmal durchgeführte Forstbesichtigung hieß die Heidereise. Auch die strenge Wissenschaft hat das aus der Volkssprache erwachsene Wort Heide als festen Begriff in ihren Wortschatz aufgenom­men. In der Biologie ist die Heide eine der sogenannten Pflanzengesell­schaften (Vegetations-Formationen) wie Wald, Wiese, Moor und andere. Die vorhandenen Geländeformen und die sie besiedelnden Pflanzengesell-

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