Heft 
(1955) 5
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ULLRICH MILLAT, Verdienter Lehrer des Volkes

/«e 'Wanderung

in da6 heimatliche 'lirMromtal der&lbe

Verweilen wir auf einer Fahrt von Perleberg nach Lenzen zwischen dem Ort Dergenthin und Laaslich und lassen die Landschaft zu uns sprechen. Sie kündet von längst vergangenen Zeiten. Ihr ursprüngliches Gesicht wurde vor rund 600 000 Jahren geprägt, als gewaltige Eismassen, von Norden her vordringend auch unser Gebiet mit einer hohen Eisdecke über­zogen. Mitgeführt wurden riesige Gesteinsmassen, Schutt und selbst große Gesteinsblöcke. Beim Abschmelzen der Eismassen blieben Geröll, Sand und Gesteine in verschiedenen Größen zurück. Der feine Sand wurde vom Schmelzwasser freigespült und vom Wind zu Dünen aufgeweht. Besonders an dem Ort, an dem wir uns heute befinden, können wir die versandete Landschaft betrachten. Sie ist mit Kiefern bestanden und gibt größtenteils unserer Landschaft das Gepräge. Jedoch auch die abfließenden Gewässer hinterließen ihre charakteristischer! 1 Merkmale und schufen typische Land­schaftsbilder. In 15 bis 20 km breiten Betten flössen die Schmelzwasser der Eiszeit ab und hinterließen vielfach große Flächen feuchter Talniederungen. Vor einer solchen Talniederung befinden wir uns und sehen das Land mehr oder weniger steil in das Urstromtal abfallen. Vor ungefähr 200 Jahren waren diese Gebiete von dichtem Wald bestanden, der teilweise urwald­ähnlichen Charakter trug. Heute sind große Teile dieser Waldungen ab­geholzt und haben Naturwiesen Platz gemacht. Doch verlassen wir einmal die Chaussee und wandern ein wenig durch diese Landschaft, um sie so auf uns einwirken zu lassen.

Nur wenig werden große Teile dieser Wälder in ihrer Einsamkeit gestört und von Menschen beschritten, und auch dann nur zu bestimmten Zeiten, wenn das Holz geschlagen wird. Beim Kilometerstein 8,6 verlassen wir die Chaussee und steigen die steile Böschung hinab, wir sind kaum 100 Meter weit gegangen und schon merken wir unter uns sumpfigen Boden. Wir befinden uns in der Ebene, die in gleicher Höhe mit der Elbe liegt. Das Wasser fließt hier nie ab und selbst im trockenen Sommer steht hier unter den Moospolstem das Sumpfwasser. Das Unterholz ist dicht, und wenn man weiter Vordringen will, vom Wege abweichend, so muß man manchen kleinen Graben überspringen und sich von Grasbülzen zu Grasbülzen fort­bewegen. Große Flächen Torfmoos kleiden den Waldboden aus und da­zwischen erheben sich die Wedel des Wurmfarnes. Im Laub und Unterholz

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