Heft 
(1955) 5
Seite
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WILLI ST1MMING

DIE ELBBRÜCKE

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Jedes Städtchen unserer Heimat Prignitz besitzt ein Wahrzeichen. In Per­leberg kündet der Roland von der Entfaltung eines freien, selbstbewußten Bürgertums im Mittelalter. Wittstock grüßt mit St. Marien und einer statt­lichen, bis heute erhaltenen Stadtmauer mit Weichhäusern; alte Baukunst des 14. Jahrhunderts ehrt noch heute ihre Bauleute. Wilsnack blüht im Nimbus des Wunderblutes; man kam, sah und glaubte. Heut heilt wie ehe­mals wundertätig das Moor. Lenzen zeigt drei Türme von St. Katharin, der Burg und dem Rathause; denn drei Stände wie Mönch, Ritter und Bürger gestalteten einst sein Stadtbild. In Putlitz lugt aus grünem Laub auf moori­ger Stepenitzinsel der Burgturm. Havelberg, an einer unbedeutenden eis­zeitlichen Bodenstufung gelegen, besitzt auf der Inselstadt die Stadtkirche, auf der Höhe den Dom in wuchtiger Masse.

Unsere Heimatstadt ist scheinbar leer ausgegangen. Schreckt dich ihre Armut? Wittenberge zeigt aber rauchende Schlote, Finger der Arbeit. Näherst du dich der Stadt aus der Brahmhorst, aus dem Krähenfuß, aus dem Bentwischer Wald, von Weisen oder Klein-Breese, dann kündet eine scharfe Silhouette des Industriegebietes den Fleiß seiner Menschen. Am Abend spiegelt sich die Lichtflut der Zellwolle in den schwarzen Wassern des Hafens. Kommst du spät mit dem Zuge aus Richtung Wilsnack, so leuchtet ihr Neonlicht weit hinein in den heimatlichen Feierabend. Ist die Zellwolle das Wahrzeichen von Wittenberge? Sollen RAW, Ölmühle, Näh­maschinenwerk, Zellwolle erst in einen Wettbewerb treten? Alle Werke sind wahre Zeichen unserer schöpfenden Arbeit, bringen reiches Lebens­gefühl in den Werktag hinein, sorgen dafür, daß Menschen in zerrissener Zeit sich wieder sammeln konnten zum gemeinsamen Aufbau.

Wandere aber einmal auf dem Elbdeiche aus Richtung Wahrenberger Fähre, nähere dich von Hinzdorf unserer Heimatstadt! Eins hält dich ge-

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