Heft 
(1955) 5
Seite
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fangen, zieht immer wieder den Blick auf sich mit gewaltigen Eisenkon­struktionen. Das ist die Elbbrücke.

Eine Frau sagte mir einmal:Die Elbbrücke ist meine Heimat, sie ist das Wahrzeichen von Wittenberge. Jene Mutter war einst das Kind eines Elbbrücken Wärters, wohnte in den jetzt ausgebrannten Häusern am an­dern Ufer, spielte in den Hanggärten, sah die ratternden Züge, die flitzen­den Fahrräder, die wartenden Fuhrwerke und Kraftwagen. Die Elb­brücke prägte tief erste Jugenderlebnisse.Ich möchte so gern mehr von meiner Elbbrücke wissen. Weißt du es, so künde es allen Wittenbergern! Da habe ich nach alten Akten und Aufzeichnungen gesucht und sie gefunden. Lies und lerne, wie einst schaffende Menschen das gewaltige Werk bauten!

Höre und staune zuerst! Magdeburg .gab den Anstoß zu ihrem Bau. Am 24. Juli 1843 bildete sich unter dem Vorsitz des Stellvertretenden Regie­rungspräsidenten von Bonin ein Planungskomitee zum Bau einer Eisenbahn von Genthin nach Havelberg. Havelberg gestaltete den weiteren Anschluß nach Glöwen zur BerlinHamburger Bahn. Das Projekt zeigte keine hohen Kosten; man fuhr durch ebenes und billiges Gelände auf dem rechten Elb­ufer ohne kostspielige Brückenbauten; man plante nach Süden eine weitere Verbindung über Genthin, Wittenberg, Riesa, Dresden und ließ Magdeburg rechts in Einsamkeit liegen. Ein Potsdamer Fabrikant Jakobs spekulierte sogar auf hohen Profit durch den Bau einer kleinen Zweigbahn nach Magdeburg. Er besaß schon eine bedingungsweise Genehmigung vom König Friedrich Wilhelm IV. Für Magdeburg bedeutete alles:Gefahr im Verzug! Sein Bürgermeister Fiancke erfuhr diese Pläne, und am nächsten Tage berief er schon tatkräftig einen Ausschuß seiner Stadtverordneten, der Ältesten der Kaufmannschaft und Schiffahrtinteressenten. Die Eisenbahn über Wolmirstedt, Stendal, Goldbeck, Osterburg, Seehausen, Wittenberge auf dem linken Ufer der Elbe wurde gefordert. Francke betrieb den Bau persönlich beim Minister. Folgende Eingabe an den König befürworteten seine Vertrauensleute:

Die Bahn ist notwendig für den gesamten Nord-Süd-Verkehr im Hinter­land von Hamburg, schließt die fruchtbaren Gebiete der Altmark auf, ist die kürzeste Verbindung LeipzigHamburg, geht durch einen bevölkerten Raum genaue Einwohnerzahlen der linken und rechten Elbseite be­wiesen es und bietet den Spekulanten keine hilfreiche Hand.

Diese Petition an den König erhielt trotz aller Schwierigkeiten nach langen Aussprachen durch bloße Stimmenmehrheit die Genehmigung. Francke erfreute sich des Sieges. Francke du hast durch deine Tatkraft dir selbst ein bleibendes Denkmal geschaffen; du hast als erster unter fast 4000 Mitarbeitern die Elbbrücke bauen helfen; du hast ohne Zeitverlust zielstrebig Techniker sofort mit dem Nivellement deiner projektierten Eisenbahnlinie beauftragt.

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