Oft gab es aufregende Tage. Im Frühjahr 1850 traten Eisstockungen im Hafen auf. 150 Schiffe ankerten im Hafen. Zwei sanken vor dem Zollamt, ein anderes trieb durch einen Bogen der Stepenitzbrücke. Sie überstand aber den ersten tückischen Angriff der Elbe. Beim zweiten Male verbündete sie sich mit leichten Kähnen der Saale. Schnellströmend lenkte die Elbe ihre Bundesgenossen gegen die Sinkwerke der Buhnen. Weithin bedeckten die Faschinen den Strom. Noch 1946 rissen ihre Eisschollen den hölzernen Ausbau des sinnlos gesprengten ersten Brückenbogens mit ich fort; Holzernte schenkte Mütterchen Elbe denen zu Cumlosen, Jagel und Zwischendeich. Aber was nützte deine Abwehr? Am 23. Oktober 1850 entstand das Fundament des letzten Pfeilers. Am 25. Mai 1851 wuchs das Gerüst zum Bau der Holzbrücke. Am 4. Oktober 1851 unterstützte ein letztes Joch die mühevolle Arbeit der Bauleute. Das Menschenwerk vollendete sich. Gebändigt plätscherten die Fluten der Elbe damals wie heute ihre murmelnde Melodie: „Wir haben endlich Verständnis für arbeitsame Menschen; wir tragen gern die Lasten, die notwendig sind zur Stärkung der Wirtschaftskraft unserer Heimat Prignitz!“ — „Gut gemurmelt, alte, ewig junge Elbe!“ —
Am 21. Oktober 1851 rollte.die erste Lokomotive über die Brücke. Prignitz und Altmark reichten sich die Hände. Das Wahrzeichen von Wittenberge stand kühn, gewaltig, trotzend. 5700 Kubikfuß Granitsteine, 136 000 Kubik- fuß Sandsteine, 5 450 000 Ziegelsteine, 24 732 Tonnen Kalk, 2000 Spitzpfähle waren zum Bau notwendig. Ihre alte Holzkonstruktion mit der Drehbrücke — auf einem alten Gemälde im Heimatmuseum noch sichtbar — genügte bis 1885. Dann trat die Eisenkonstruktion an ihre Stelle, 800 m lang. 300 m Gewölbekonstruktion schlossen sich an. Durch den zweiten Bogen, der 84 m spannt, fährt heute die Schiffahrt. Die anderen Bogen besitzen eine Weite von 55 m, der erste ist 37 m, der letzte 41 m lang. Ihre ersten Schienen stammten aus England, die ersten Lokomotiven der Magdeburg- Wittenberger-Eisenbahn, verstaatlicht 1880, lieferten bereits Borsig-Berlin und die Buckauer Maschinenfabrik bei Magdeburg.
Alte Elbbrücke, du bist unser Wahrzeichen! Du bist hineingepflanzt, hineingeboren in unsere Heimatstadt. Wir versprechen dir nachträglich zu deinem 100. Geburtstage am 21. Oktober 1951 gute Pflege, damit du am Wiederaufbau unserer engeren und weiteren Heimat regen Anteil nehmen kannst.