Heft 
(1955) 5
Seite
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Wie kommt so ein Bilderbuch zustande? Das ist im Grunde nicht so schwer. Man nimmt weißes Papier, klebt die gepreßten Pflanzen auf, schreibt Name, Tag und Fundort darauf und legt die fertigen Blätter in eine Mappe. Worauf es dabei vor allem ankommt, das ist die bildmäßige Wirkung. Die Pflanzen müssen so angeordnet werden, daß sie gefällig wirken und sich wie ein gemaltes Bild ausnehmen. Das läßt sich mit etwas Geduld und Geschmack erreichen. Unsere Abbildungen des Flechtstraußgrases und des Kleinen Vogelfußes sollen zeigen, wie durch passende Anordnung der Pflanzen eine bildhafte Wirkung erzielt wird.

Damit das bildmäßige Aussehen nicht beeinträchtigt wird, befestigen wir die Pflanzen nicht mit Klebestreifen, sondern einfach so: Die gepreßte Pflanze wird auf eine Glasplatte gelegt, die dick mit feuchtem Photo­kleister bestrichen ist, und von da weg auf das Herbarblatt, wo sie leicht angepreßt wird. Das hält.

Die Wahl der richtigen Herbarblattgröße ist nicht leicht. Es gibt große und kleine Pflanzen, die man nicht wie Photos verkleinern oder vergrößern kann. Ein guter Mittelweg ist Bildgröße DIN A 5. Was das Konservieren der Pflanzen selbst betrifft, so gibt es viele, einfache und komplizierte Wege, wie man Pflanzen preßt und trocknet. Wichtig ist bei allen, daß die Trocknung rasch erfolgt, denn um so besser bleiben die Farben erhalten. Nur ein kleiner Trick soll noch erwähnt werden, denn er ist für die Erzie­lung bildmäßiger Wirkung von Wichtigkeit: Am zweiten oder dritten Tag nach dem Einlegen in die Presse werden die Pflanzen mit der Pinzette nochmalsausgerichtet, so wie es Bildwirkung und Natürlichkeit er­fordern. Dabei wird jedes einzelne Blatt ausgebreitet und freigelegt, Über­flüssiges entfernt.

Nun taucht sicher die Frage auf: Ja, woher weiß ich denn, wie all die Pflanzen heißen? Im Buchhandel gibt es gute handliche Bestimmungs­bücher (von Rothmaler oder Schmeil-Fitschen), deren Gebrauch sehr bald keine Schwierigkeiten bereitet.

Das klingt vielleicht alles etwas schulmeisterhaft:Liebe Schüler, wir legen alle jetzt Herbarien an. Nehmt Papier, Kleister und auch ein paar gepreßte Blumen zur Hand und los gehts! Also so war es nicht gemeint. Wir wollen keinen Massenmord in der Pflanzenwelt auf unser Gewissen nehmen. Der Naturfreund wird sich selbstverständlich den größten Zwang auferlegen, zumal wenn es sich um seltene oder gar geschützte Pflanzen handelt. Wir berauben die Natur aber nicht, wenn wir unsere schönen Blumen von der Wiese oder aus dem Walde wegholen. Was es da für schöne Kräuter in jeder Menge gibt, beweisen beispielsweise unsere Ab­bildungen. Der Kleine Vogelfuß z. B. ist ein bescheidenes Pflänzchen, das sich in rauhen Mengen auf Brachland und in den Furchen der jungen Forstkulturen verbirgt. Seinen Namen hat es nach den vogelklauenartigen Früchten, die auf dem Herbarblatt deutlich zu sehen sind. Das Flecht-

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