Heft 
(1955) 5
Seite
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wir das selten schön und kunstvoll gebaute Nest der Schwanzmeise oder des Zaunkönigs. Dann nähern wir uns allmählich wieder dem Walde und sehen links und rechts wieder Wasser. Es ist der Kranichsteich. Zur jetzigen Jahreszeit bietet er einen besonders schönen Anblick. Die weißen Blüten des Wasserhahnenfußes überziehen große Teile der Wasseroberfläche. Diese werden von der mattrosa Blüte der Wasserfeder überragt. In unzu­gänglichem Sumpf, der von Binsen, Schilf und Sumpfgräsern bestanden ist, nistete selbst in den letzten Jahren noch ein Kranich, auch Fischreiher stehen hier häufig und lauern am Wasser auf Beute. Die Ufergebiete werden von den Bisamratten und Wasserratten zerwühlt und die Wild­enten finden hier ihre besten Nistplätze. Selbst im härtesten Winter friert ein Teil des Teiches nicht zu, denn eine warme Quelle speist dieses Gewässer. Zur Zeit des Vogelzuges landen in der Nähe des Kranichteiches die Kraniche und ruhen sich hier von ihrem langen anstrengenden Flug aus. Ihr Geschrei ist dann weit zu hören. Am nächsten Tag fliegen sie weiter und machen anderen Zügen Platz. Dieser Landeplatz wird in jedem Jahr mit gleicher Regelmäßigkeit besucht. Er liegt geschützt, von Wald und Unterholz umgeben, und bietet so den scheuen Kranichen Schutz. Noch eine Besonderheit wollen wir uns ansehen, ehe wir unsere Wande­rung abschließen. Es ist eine mächtige KieferBertkaus Torrn. Vier Kinder sind erforderlich, um den mächtigen Stamm umfassen zu können. Eine mächtige Krone überdacht große Teile des Unterholzes. Diese Kiefer ist nach einem Förster benannt, der hier vor hundert Jahren wohnte. Das Forsthaus ist längst verschwunden und auch an seiner Stelle stehen Kie­fern, Eichen und Buchen. Die mächtige Kiefer hat aber die Zeit über­standen. Sie war damals schon ein großer Baum und blieb als Überständer stehen, als der übrige Wald abgeholzt und neu bepflanzt wurde. Heute ist diese Kiefer ein besonderes Naturdenkmal, das unsere Landschaft be­reichert.

Noch andere schöne Blicke ließen sich in unsere wenig bekannte aber schöne Landschaft tun. Doch das wollen wir dem Wanderer selbst über­lassen. Soll er sich selbst gefangen nehmen lassen von der Schönheit unse­rer Heimat, und soll er selbst die Zeugen der Vergangenheit erkennen und sich von dem Gegenwärtigen beeindrucken lassen.

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