Hämorrhoiden. Er wirkte schmerzlindernd und zerteilend. Die kleinen Blüten wurden getrocknet. Der aus ihnen gekochte, mit einigen Lindenblüten vermischte Tee ist stark schweißtreibend und hilft gegen Erkältung, Grippe und Kopfschmerzen. Starker Blütentee ist ein vorzügliches Mittel gegen Leibsdimerzen und Nierenleiden. Mit Walnußblättern vermischter Blütentee hilft, regelmäßig getrunken, bei Schwellung der Lymphdrüsen, namentlich denen des Halses (Skrofulöse) und kräftigt den jugendlichen Körper ungemein.
Die blauschwarzen Beeren können, täglich in kleineren Mengen gegessen, wie die Weintrauben zur Traubenkur benutzt werden. Sie wirken blutreinigend und blutbildend. Noch kurz vor dem ersten Weltkriege brachten die Bauern kleine braune oder graue irdene Gefäße auf den Markt, gefüllt mit Fliedermus. Die Hausfrauen kauften es gern und benutzten es zum Färben und zur geschmacklichen Verbesserung von Saucen oder lösten einen Teelöffel mit heißem Wasser auf und genossen es als durststillenden Wärme- und Labetrunk. Daß die irdenen Gefäße vorher mit der berühmten Perleberger Glanzwichse gefüllt und nur gereinigt waren, tat der Vorliebe für das Fliedermus keinen Abbruch.
Unsere Zeit ist schnellebig und vergeßlich. So erklärt es sich, daß das Wissen um die Heilkraft des Holunders in der Bevölkerung stark verschüttet ist. Wir schlucken Pillen, Tabletten und Pülverchen und'haben vergessen, daß die Natur uns in den Pflanzen gute Heilmittel in die Hand gegeben hat. Doch ganz ist der Holunder nicht aus der Küche der Bäuerin verschwunden. Will die Hausfrau besonders schmackhafte Mehl- oder Kartoffelklöße zubereiten, so streut sie einige trockene Blüten in den Teig. Die reifen Beeren (vermischt mit einigen Äpfeln) können zu Holundermarmelade oder Gelee verarbeitet werden. Auch der Holundersaft erfreut sich großer Beliebtheit. Kommt man im Winter verklammt und durchgefroren nach Hause, so bereite man sich einen Fliedergrog. Anstatt des Rumes oder Weinbrandes gieße man die gleiche Menge Holundersaft in das Glas und fülle es mit kochendem Wasser. Dieser Trunk erwärmt den Körper schneller und nachhaltiger als jedes alkoholische Getränk, ist gesünder, bekömmlicher und schont den Geldbeutel. Wef nicht auf den Alkohol verzichten will, bereite sich den wärmenden, gutschmeckenden Holunderlikör, der meinen Gästen immer besonders gut mundet. Wie man ihn sich herstellt? Ganz einfach! Sie mischen ein halbes Liter Holundersaft mit einem Viertelliter 96prozentigem Weingeist, den Sie sich beim Einzelhandel, dem Konsum oder der HO kaufen, und stellen die Flasche vier bis sechs Wochen in die Sonne oder hinter den warmen Ofen. Sie werden staunen, wie gut er schmeckt. Versuchen Sie’s mal! — Prost!
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