Stettin für den Seehandel und schraubten die Zölle hoch. So ging ein großer Teil der Frachten den Landweg von Breslau über Leipzig.
Doch die Schiffahrt sollte wieder in Gang gesetzt werden, und der Große Kurfürst ließ 1648 und 1652 zunächst je 20 Schiffe mit je 12 Lasten bauen (ca. 450 Zentner Ladegewicht). Die verschiedenen Wasserwege bedingten auch die Schiffsgröße. Die Oderkähne — meist Breslauer Kähne genannt — faßten nur 5 Lasten. Ihre Kleinheit war zurückzuführen auf die zu eng gelassenen Schiffslöcher in den Wehren, die anstatt der von Karl IV. geforderten Mindestbreite von 16 Ellen nur 4 Ellen breit waren.
Dagegen faßten die Hamburger Schuten vor dem Dreißigjährigen Krieg 40 bis 80 Lasten (ca. 1400 bis 3000 Zentner). Durch die völlige Verwahrlosung der Schiffahrtswege mußte aber das Ladegewicht um die Hälfte herabgesetzt werden.
Da der „Neue Graben“, die Verbindung der Oder mit der Spree bei Müllrose, erst 1668 fertiggestellt wurde, ging die Verbindung von Hamburg bis zur Oder zunächst per Wasser nur bis zur Kersdorfer Niederlage, von dort auf dem Landweg weiter über Frankfurt nach Crossen unter Umgehung des Lausitzer Zolls. Solch eine Fahrt dauerte immerhin ihre 6 bis 9 Wochen, sc daß nur drei Reisen im Jahr unternommen werden konnten. In der übrigen Zeit lag man wegen Hochwassers, zu niedrigem Wasserstand oder Vereisung still. So eine Kahnfahrt war recht beschwerlich; denn das Dampfschiff war ja noch nicht erfunden. Die Elbe war völlig versandet, die Ufer voller Gestrüpp und heruntergebrochener Bäume, die Schleusen waren eingefallen. Aufwärts ging die Fahrt bei gutem Wind mit Segeln, sonst mußte mit langen Ruderstangen, wie man sie noch bis vor Jahren kannte, fleißig gestakt und Schritt für Schritt das Boot vorwärts gedrückt werden. Wenn die Ufer frei waren, wurde streckenweise auch getreidelt. Wer kennt nicht die alten Bilder mit den vorgebeugten Menschen, die mit aller Kraft an dem starken Tau ziehen und mühsam das Boot dadurch vorwärts bringen? Meist waren aber die Wege am Ufer durch den langen Krieg zugewachsen, und die Zollbesitzer, die etwas dagegen hätten tun sollen, erhöhten statt dessen nur die Zölle, erhoben Schleusengelder und ließen sich alle übrigen Leistungen extra bezahlen..
Wer nicht viel Arbeitskräfte besaß, ankerte sich hoch. Er fuhr mit einem kleinen Boot soweit heraus, als das Ankertau reichte, legte den Anker ans Ufer hinter einen starken Baum und drehte dann die Winde auf.
Der Beruf des Schiffers war wirklich kein leichter, und so kam es, daß sie oft zu rauhen Gesellen wurden. Wo sie an Land gingen, liefen bald Beschwerden ein über ihre rohen Sitten.
Ein weiteres Hindernis für die Schiffahrt waren die umhertreibenden Baumstämme, vor allem jene, die schon halb abgesunken unter der Wasseroberfläche dahintrieben, so daß sie nicht zu sehen waren. Die Eigner mieteten sich zum Schutz ihrer Schiffe „Vorfließer“, eine Art Lotsen, der mit
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