Heft 
(1955) 5
Seite
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seinem Boot die Fahrtrinne freihielt und gleichzeitig die Sandbänke kannte.

Daher ließ der Kurfürst, nachdem der mit den Schweden geschlossene Grenzrezeß ihm jede Hoffnung auf Benutzung der Odermündung nahm, im Jahre 1654 als erstes die Schleusen wiederherstellen, und die Berliner Spree wurde mit einerSchälung eingefaßt. (Die Mauerung des Ufers wurde aber erst von seinem Nachfolger ausgeführt.) Auf Grund der über­handnehmenden Klagen der Schiffer wegen Beschädigung der Boote ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm durch den Lenzener Zollverwalter Gerckens Baggerungsversuche in der Spree ausführen, und als diese gute Er­folge zeigten, beauftragte er ihn mit der Räumung von Elbe, Havel und Spree. Bei der knappen Staatskasse mußte er diese Arbeiten auf eigene Kosten ausführen (!), doch sollte Gerckens dafür alle herausgefischten Güter und Hölzer selbst behalten. Scheinbar ist er damit nicht auf seine Kosten gekommen; denn 1661 kehrte er als Zollverwalter nach Dömitz zurück und belastete jedes Schiff mit einemBaumgeld. Diese neue Last erbitterte die Schiffer um so mehr, als nach dem Einstellen der Baggerei wieder der alte Zustand eintrat, das Baumgeld aber als Zoll weitererhoben wurde.

Die überhandnehmenden Zölle hinderten den Schiffsverkehr beträchtlich, vor allem war es der Lenzener Zoll, bei dem zusätzlich der zur Erhaltung der Werbener Schanze geforderte Licent (auch in Friedenszeiten ohne jegliche Befugnis dazu) miterhoben wurde. Hinzu kam noch, daß die Zölle in Dömitz und Boizenburg inzwischen auf das Vierfache gestiegen waren. Die Münzverwirrung tat noch ein übriges, die Zölle wurden nur noch in schwerem Geld, Banco- oder Speziestaler, erhoben bzw. durch ein Aufgeld (Agio) um 16 bis 20 Prozent ausgeglichen. Aber die Schiffer wußten sich immer wieder zu helfen. Die Vorräte derSchiffskinder (Schiffspersonal), die zollfrei waren, wurden derart erhöht, daß die Mehrkosten einiger­maßen wettgemacht wurden. Ja, die Frachten wurden sogar in den Wische­dörfern vor Lenzen nachts heimlich ausgebotet und mit Fuhrwerken über Lenzen hinaus gefahren, um an einem günstigen Ort wieder eingeladen zu werden. Die Lenzener Geschichte weiß so manchen Kampf mit den Zoll­beamten zu berichten.

Erst mit der Gründung des Zollvereins und der Schaffung von Wasser- und Deichbauinspektionen im 19. Jahrhundert sowie der entsprechenden Gesetze wurde für eine planmäßige Regulierung der Schiffahrtswege und Instandhaltung der Deiche und Ufer gesorgt.