kurzer Zeit die Betriebsgebäude wesentlich vergrößert werden konnten. Gleichzeitig wurde eine neue Dampfmaschine mit einer Leistung von 375 PS sowie ein neuer Wasserrohrkessel aufgestellt.
In der weiteren Entwicklung zeigte sich jedoch, daß der internationale Markt im wesentlichen aufgeteilt war. Es traten in allen Industriezweigen in Deutschland Absatzschwierigkeiten auf. Der deutsche Imperialismus, der bei der Verteilung der Welt zu kurz gekommen war, wollte sich ebenfalls seinen Platz an der Sonne sichern. Da eine Neuaufteilung der Welt auf friedlichem Wege nicht möglich war, wurde zum 1. Weltkrieg gerüstet, um die gewaltsame Neuaufteilung der Welt durchzuführep.
Diese Zeit, insbesondere die Kriegsjahre 1914 bis 1918, brachten den Werktätigen neues Elend, den Imperialisten jedoch riesige Gewinne. Unter dem Vorwand „alles für das Vaterland“ wurden die Arbeiter in den Betrieben noch rücksichtsloser und brutaler ausgebeutet als bisher. Über diese Zeit sagt Werner Quandt selbst folgendes aus:
„Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 brachten der Firma infolge altbewährter Uniformtuchlieferungen reiche Beschäftigung.“
Während der Kriegsjahre wurden in der Firma Quandt die Doppelschichten eingeführt, wodurch sich die Profite wesentlich vergrößerten. Im Jahre 1917 beteiligten sich die Gebrüder Draeger (Quandt) am Deutschen Tuchsyndikat, wodurch sie in der Lage waren, die gesamte Tuchproduktion in Deutschland mit zu kontrollieren.
Nach dem Kriege arbeitete der Betrieb wieder in einer Schicht. Die Worte des Herrn Quandt und diese Tatsachen beweisen das, was die Imperialisten in Westdeutschland heute noch bestreiten wollen. Hiermit gesteht Herr Quandt ein, daß nicht die Werktätigen die Nutznießer imperialistischer Kriege sind, sondern daß auch der Krieg — und gerade der Krieg — die Maximalprofite der Imperialisten sichert.
Nach dem Kriege waren Uniformen wenig gefragt. Der Umsatz sank und mit ihm sanken die Profite. Die Gebrüder Quandt leiteten ihr Kapital in andere Industriezweige über, die gewinnbringender waren, als die eigene Tuchproduktion.
Günter Quandt beteiligte sich seitdem in zahlreichen Unternehmungen der Akkumulatoren-, Textil-, Kali- und Waffenindustrie. Der Verflechtungsprozeß der Firma Quandt beschränkt sich also nicht mehr auf die Textilindustrie allein, sondern man wittert riesige Profite durch die Beteiligung an der beginnenden Rüstungsproduktion.
Die Firma Quandt in Pritzwalk stieg ebenfalls in das große Geschäft ein und rüstete die gesamte Anlage in den 20er Jahren mit Maschinen für die Herstellung von Uniformtuchen aus. Das Werk umfaßte nach dieser Umstellung 111 Webstühle und 7000 Spindeln, die Beschäftigtenzahl stieg auf 240 Arbeiter und Angestellte. Die Leistung der Dampfmaschine wurde auf 500 PS vergrößert. Die sehr hohen Profite ermöglichten die weitere Moder-
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