Putlitz bestimmt nicht erwartet hast. Wo vor 40 Jahren der Burghof das Heu erntete und die Garben einfuhr, erhebt sich heute eine Stätte des Sportes, die in der ganzen Prignitz einmalig ist. Vor allem ist Putlitz stolz auf die modern eingerichtete Schwimmbahn. Nachdem bereits im Jahre 1928 an dieser Stelle durch den freiwilligen Einsatz des damaligen Männer- Turn-Vereins eine Wassersportanlage geschaffen worden war, die allerdings im Vergleich zur heutigen primitiv wirkte, wurde im Jahre 1953 diese neue Schwimmbahn gebaut. Wieder war es hauptsächlich die Putlitzer Jugend, die durch freiwillige Arbeit zum Gelingen des Baues beitrug. Daß unsere heutige Regierung für dieses Objekt beträchtliche Summen zur Verfügung stellte, beweist, daß auch unsere kleine Stadt Putlitz beim großen Aufbauwerk unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates nicht übersehen wird.
Doch nun sollst Du den Spaziergang durch die Stadt allein fortsetzen. Sicher möchtest Du Dir noch manches ansehen, woran sich rein persönliche Erinnerungen knüpfen, wobei ich überflüssig bin. Suche alte Freunde auf, die Du sicher noch antreffen wirst. Sprich mit ihnen über die alte Zeit, die Ihr gemeinsam verlebt habt und überzeuge Dich, wie die kraftvolle Aufwärtsentwicklung unserer Stadt in den letzten Jahren sich auch in ihren Familien ausgewirkt hat. Sprich aber auch mit den Menschen, die erst nach dem unglückseligen Kriege hier eine neue Heimat gefunden haben; auch sie werden Dich als einen lieben Gast begrüßen. Du wirst erkennen, daß sich alle zu einer festen Gemeinschaft zusammengefunden haben und gemeinsam am Werke schaffen zum Wohle unserer Heimat und damit auch unseres ganzen Volkes.
Wenn ich mich jetzt an die Besucher wende, die zum ersten Male in unsere Stadt kommen, so weiß ich, daß es weit schwieriger ist, diesen unser Putlitz richtig zu zeigen. Ja, Ihr lieben Gäste, Euch fehlt die persönliche Erinnerung und tiefe Verbundenheit mit unserem Heimatort, die vieles sonst so unscheinbare in einem schönen Lichte erstrahlen lassen. Ihr seid nach Putlitz gekommen, um eine 1000jährige Stadt zu sehen. Eure Augen werden bei unserm Rundgang zunächst nach alten Sehenswürdigkeiten suchen, die eine Stadt mit solchem Alter eigentlich aufweisen muß. — Mit Euch werde ich darum zuerst die Putlitzer Burg besichtigen. Hier haben wir die Reste eines Bauwerkes aus längst vergangener Zeit vor uns. Schon während der Besiedlung des Landes durch die Slawen im 6.—8. Jahrhundert entstand auf einem Dünenkopf an der Stepenitz ein durch Palisaden und Gräben befestigter Platz. Pochlustim war damals schon Mittelpunkt eines slawischen Verwaltungsdistriktes. Die eigentliche Burg mit ihren gewaltigen Steinmauern und dem Bergfried entstand erst im 12. Jahrhundert. Als um 1150 das Rittergeschlecht der Gänse ins Land kam, ließ es auf den Trümmern der slawischen Verteidigungsanlage diese mächtige Grenzfeste er-
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