zwecke) im Mittelpunkt der Schießscheibe, also den Zielpunkt, woraus sich der „Zweck“, das „Endziel“, herleitet. Vergleiche hiermit den Ausdrude „Den Nagel auf den Kopf treffen“.
Auch die „Messe“, ursprünglich nur für eine kirchliche Feier gebräuchlich, geht über auf den daran anschließenden Markt auf dem Kirchplatze, und wer denkt heute beim Besuch der Leipziger Messe noch an Kirche und Höchamt.
Wie erfinderisch das Handwerk als Sprachschöpfer schon in früherer Zeit war, beweisen Begriffe wie „Schweizerdegen“ oder „Spiegelfechterei“. Der Schweizerdegen war das zweihändige Schwert der schweizer Landsknechte des 16. und 17. Jahrhunderts, das für Hieb und Stich gleichermaßen tauglich war, bis man den Begriff auf jemanden übertrug, der sowohl Schriftsetzer als auch Drucker war. Und die Spiegelfechterei war in der Zeit, da die Zünfte es an ritterlichem Gehabe dem Adel gleichzutun sich befleißigten, das Schau- und Scheingefecht in spiegelblank glitzernder Prunkrüstung, hatte also mit dem eigentlichen Spiegel recht wenig zu tun.
Sehr alt ist auch das Wort „Pensum“ (von lat. pendere = wägen) und bedeutete eigentlich das „Zugewogene“, etwa die den Sklaven als Tagesarbeit zum Spinnen zugewogene Wolle, woraus dann der allgemeine Begriff „Aufgabe“ entstand.
Kehren wir nun aber allmählich wieder in unsere Tage zurück und lassen uns „heimleuchten“, wie es weiland ein guter Weinwirt seinen letzten Gästen tat, als es noch keine Straßenbeleuchtung gab. Wir sehen, daß dieses „Heimleuchten“ einst in der allerfreundlichsten Absicht geschah, während, wenn heute jemandem heimgeleuchtet wird, dies weit weniger freundlich gemeint ist.
Wer kennt nicht noch das außen auf eine Packung aufgebundene Muster-^:' exemplar handwerklicher Erzeugnisse — etwa eines Eßbestecks —, wofür man nicht gerade das schlechteste Stück auswählte, den sogenannten „Ausbund“? Auf einen Menschen übertragen, spricht man daher noch gern von einem Ausbund von Frechheit, von Tugend, Schönheit und so weiter, während der „Abschaum“ der Menschheit sicherlich in einem Sudhause seinen sprachlichen Ursprung zu suchen hat. Ähnlicher Herkunft dürfte auch die „Abgefeimtheit“ sein, da Feim soviel wie Schaum bedeutet. "
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