Allerlei Glück Wege 85 Schopenhauer, Kant und Darwin in Allerlei Glück Sophia Wege Fontane und Schopenhauer – einführende Bemerkungen Der Einfluss der Willensphilosophie von Arthur Schopenhauer auf das Erzählwerk Fontanes ist umfangreicher und bedeutsamer als bislang angenommen. Dies gilt auch für jene Fragmente, in denen Schopenhauer, der Schopenhauerianismus und auch die beiden Schopenhauerianer, mit denen Fontane befreundet war, zum Teil mehrfach namentlich erwähnt werden: Allerlei Glück 1877–1879), Melusine. An der Kieler Bucht(1878), Oceane von Parceval(1882) und Berliner Ton(1878). Auch Willi Willebrandt(1878–1879), Erich Erichsen(1877–1879) und Die preußische Idee(1894) lassen eine willensphilosophische Prägung vermuten. 1 Auf die Eckdaten und die außerliterarischen Zeugnisse von Fontanes Schopenhauer-Rezeption kann ich an dieser Stelle aus Platzgründen nur sehr selektiv eingehen; zu nennen sind diesbezüglich die regelmäßigen Besuche des Schopenhauer-Lesekreises bei Wangenheims, die Freundschaft mit den Schopenhauerkennern Karl Ferdinand Wiesike und Carl Windel, das Exzerpt einer frühen Biographie des Philosophen und von Teilen des in bürgerlichen Kreisen des 19. Jahrhunderts besonders populären Spätwerks Parerga und Paralipomena. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf eine inhaltliche Kommentierung und philosophische Kontextualisierung der Schopenhauer-Referenzen in Allerlei Glück, dem umfangreichsten der unvollendeten Familien- und Gesellschaftsromane. 2 Der Fokus liegt auf einer ausführlichen Erörterung der für das Verständnis des Themas und einiger Figuren in Allerlei Glück relevanten Bausteine von Schopenhauers Philosophie und Psychologie des Willens als Triebfeder des Lebens, insbesondere seiner Eudämonologie(Anleitung zu einem glücklichen Dasein), der speziellen philosophischen Ausdeutung des Christentums im Licht der Willensmetaphysik sowie des pessimistischen Weltbilds insgesamt. Eine solche Kontextualisierung trägt zu einem erweiterten und vertieften Verständnis von Fontanes Glücksbegriff und des Themenkomplexes Katholizismus in den Fragmenten bei, liefert aber
Heft  
(1.1.2023) 115
Seite
85
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