Heft 
(1.1.2023) 115
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Allerlei Glück Wege 85 Schopenhauer, Kant und Darwin in Allerlei Glück Sophia Wege Fontane und Schopenhauer einführende Bemerkungen Der Einfluss der Willensphilosophie von Arthur Schopenhauer auf das Er­zählwerk Fontanes ist umfangreicher und bedeutsamer als bislang ange­nommen. Dies gilt auch für jene Fragmente, in denen Schopenhauer, der Schopenhauerianismus und auch die beiden Schopenhauerianer, mit denen Fontane befreundet war, zum Teil mehrfach namentlich erwähnt werden: Allerlei Glück 1877–1879), Melusine. An der Kieler Bucht(1878), Oceane von Parceval(1882) und Berliner Ton(1878). Auch Willi Willebrandt(1878–1879), Erich Erichsen(1877–1879) und Die preußische Idee(1894) lassen eine willens­philosophische Prägung vermuten. 1 Auf die Eckdaten und die außerlitera­rischen Zeugnisse von Fontanes Schopenhauer-Rezeption kann ich an die­ser Stelle aus Platzgründen nur sehr selektiv eingehen; zu nennen sind diesbezüglich die regelmäßigen Besuche des Schopenhauer-Lesekreises bei Wangenheims, die Freundschaft mit den Schopenhauerkennern Karl Ferdi­nand Wiesike und Carl Windel, das Exzerpt einer frühen Biographie des Philosophen und von Teilen des in bürgerlichen Kreisen des 19. Jahrhun­derts besonders populären Spätwerks Parerga und Paralipomena. Der vor­liegende Beitrag konzentriert sich auf eine inhaltliche Kommentierung und philosophische Kontextualisierung der Schopenhauer-Referenzen in Aller­lei Glück, dem umfangreichsten der unvollendeten Familien- und Gesell­schaftsromane. 2 Der Fokus liegt auf einer ausführlichen Erörterung der für das Verständnis des Themas und einiger Figuren in Allerlei Glück relevan­ten Bausteine von Schopenhauers Philosophie und Psychologie des Willens als Triebfeder des Lebens, insbesondere seiner Eudämonologie(Anleitung zu einem glücklichen Dasein), der speziellen philosophischen Ausdeutung des Christentums im Licht der Willensmetaphysik sowie des pessi­mis­tischen Weltbilds insgesamt. Eine solche Kontextualisierung trägt zu einem erweiterten und vertieften Verständnis von Fontanes Glücksbegriff und des Themenkomplexes Katholizismus in den Fragmenten bei, liefert aber