Heft 
(1.1.2023) 115
Seite
163
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Fontane und das Erbe der Aufklärung  Woywode 163 auch die Zitierung oft nicht verlässlich: Kurztitel sind teilweise falsch oder werden uneinheitlich verwendet, die Kommentare der Fontane-Ausgaben werden nach unterschiedlichen Prinzipien zitiert, was beides die rasche Auffindung von Literatur erschwert. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch die»Editorische Vorbemerkung«, in der es nicht um die Anlage des Handbuchs, sondern um die verwendeten Fontane-Ausgaben geht. Die Be­nutzung unterschiedlicher Ausgaben wird damit begründet, dass die GBA noch nicht vollständig und ihre Anschaffung(gemeint ist wohl: aus finanzi­ellen Gründen) nur Bibliotheken möglich sei(S. XII). Diese letztere Einschät­zung erstaunt, wenn man etwa den Preis der zweiten Auflage von Effi Briest in der GBA(534 Seiten, mit Leinenbindung und Lesebändchen) 44 mit jenem anderer kritischer Ausgaben vergleicht oder aber mit dem Preis des Effi Briest- Handbuchs(siehe oben). Zusammenfassend möchte ich das Effi Briest-Handbuch als ein Kaleidos­kop charakterisieren, durch das eine große Vielfalt von Perspektiven, As­pekten und Facetten des Romans sichtbar wird und dessen Beiträge zum Teil sehr profunde Information, gelungene Analysen und Reflexionen bie­ten. Als Ganzes jedoch, als benutzerorientiertes Handbuch, lässt es viel zu wünschen übrig. Christine Hehle Theodor Fontane und das Erbe der Aufklärung. Hrsg. von Matthias Grüne und Jana Kittelmann. New York, Boston: De Gruyter 2021(Schriften der Theodor Fontane Gesellschaft). 249 S. 104,95 Es scheint kaum der Erwähnung wert zu sein, dass literaturgeschichtliche Epochenbegriffe vereinfachende Konstruktionen sind, die der vielgestalti­gen literaturhistorischen Realität nie ganz gerecht werden können. Das ist solange selbstverständlich, bis man vor dem hermeneutischen Problem steht, am individuellen literarischen Kunstwerk epochenspezifische Merk­male aufzeigen zu müssen, um dem Periodisierungsanspruch einer systema­tisierungsbedachten Literaturwissenschaft Genüge zu tun und sich selbst der Möglichkeit vergewissern zu können, die unüberschaubare Menge der literarischen Produktion einer Zeit begrifflich zu katalogisieren und in An­betracht der kontingenten und weitverzweigten literaturgeschichtlichen Dynamik der zentralen Wissenskategorie nicht entsagen zu müssen: der Be­deutsamkeit. Der Einstieg mit dieser allgegenwärtigen methodischen Trivialität sei erlaubt, denn sie drängt sich auf, wenn im vorliegenden Sammelband Theo­dor Fontane als Erbe der Aufklärung in den Blick genommen und die Her­ausforderung angenommen oder vielmehr das Wagnis eingegangen wird,