100 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte »... keinen Demokraten, keinen Königsfeind!« Andreas Sommer und der Patriotische Verein – aus Fontanes nachmärzlichem Umfeld Hubertus Fischer 1. Einführung Dass es neben literarischen Vereinen wie dem Tunnel über der Spree auch politische Vereine gab, wird nur gelegentlich in Betracht gezogen. Es kam aber nicht selten vor, dass parallele Mitgliedschaften zusammenwirkten und politische Lieder, Gedichte und Parteischriften die Folge waren. 1 Das Leben außerhalb literarischer Vereine brachte wiederum Menschen zusammen, deren Wege wenigstens zeitweilig mit politischen Vereinen verbunden waren. Diese aufzuhellen kann schon deshalb von Nutzen sein, weil sie einer auf den ersten Blick flüchtigen Begegnung mehr Kontur und Kolorit verleihen. Da die Geschichte der politischen Vereine in Deutschland in der Breite mit der Revolution von 1848/49 beginnt, kann hier eine Untersuchung ansetzen. Sie rückt im vorliegenden Fall nicht zuerst Fontane, sondern Personen seines engeren und weiteren Umfeldes in den Blick, denn auf diese Weise können Anhaltspunkte dafür gewonnen werden, dass sich aus einer Vereinsmitgliedschaft oft Langzeitwirkungen ergeben und dass Begegnungen selten rein zufälliger Natur sind. Vor Jahren wurde Fontanes Beziehungen zu demokratischen Vereinen während der Märzrevolution 1848 nachgegangen. 2 Dieser Versuch beleuchtet die Verbindungen von einer anderen Seite, die sich damals die ›patriotische‹ nannte und die den Demokraten in aller Regel ablehnend gegenüberstand. 2. Tunnelianer und andere Fontane-Bekannte als Mitglieder des Patriotischen Vereins Der Patriotische Verein in Berlin stellte die erste ernstzunehmende konservative Vereinsgründung in Preußen im Revolutionsjahr 1848 dar. 3 Er konstituierte sich nach einem Aufruf vom 26. April mit der Feststellung der Statuten und einer Dankadresse an das Staatsministerium am 16. Mai
Heft
(1.1.2024) 118
Seite
100
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten