Heft 
(1.1.2024) 118
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Fontane in Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane Wolpert 121 Theodor Fontane in Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane. Eine Dokumentation Georg Wolpert Prolog Am 8. Januar 1891 schreibt Theodor Fontane an Georg Friedlaender: Ich gebe gleichzeitig mit diesen Zeilen ein Exemplar von»Quitt« zur Post; sollte was dazwischen kommen, so jedenfalls morgen. Schlenther hat sehr hübsch darüber geschrieben, sonst habe ich noch nicht recht was gelesen, was übrigens auf den Verkauf des Buchs kaum einen Ein­fluß hat. Ueber Julius Wolff wurde beinah nie geschrieben und wenn doch, meist tadelnd; trotzdem verkauften sich 40,000 Exemplare wie die warmen Semmeln. 1 Das Lesepublikum Theodor Fontanes bleibt 2 verglichen mit dem genann­ten Julius Wolff und anderen Erfolgsautoren und-autorinnen seiner Zeit tatsächlich immer relativ klein, selbst in seinen letzten Lebensjahren. Erst rund zehn Jahre nach Theodor Fontanes Tod tragen unabhängig voneinander zwei Faktoren wesentlich zu einer Horizonterweiterung in der Rezeptionsgeschichte von Fontanes Werken bei. Beide Aspekte hat Fon­tane in seinem eingangs zitierten Brief an Friedlaender bereits angespro­chen. Zum einen erscheint am 1. Oktober 1910 in Maximilian Hardens Zeit­schrift Die Zukunft ein Beitrag Thomas Manns unter der Überschrift Der alte Fontane, in welchem Thomas Mann»die Veröffentlichung der beiden Briefbände innerhalb der Gesammelten Werke(1905 Fontanes Briefe an sei­ne Familie, 1910 Briefe an seine Freunde) zum Anlass[nimmt], um sich aus­führlicher über Fontane zu äußern.« 3 Und er tut dies derart begeistert, ja enthusiastisch, dass dieser Aufsatz mit Recht»als Meilenstein in der Rezep­tionsgeschichte Fontanes« und wesentlicher Beitrag zu seinem»Aufstieg zum Klassiker«, 4 ja zum Klassiker der Moderne gelten darf. Zum anderen initiiert der Berliner Verleger Samuel Fischer im Jahr 1908 eine neue Buch­reihe: Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane. Die in dieser Buchreihe veröffentlichten Bücher präsentierten so der Anspruch des Verlags»Mo­derne Romane erster Autoren«. Dies hebt die von Emil Preetorius gestaltete