Unwiederbringlich.
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nur den Anfang dieses Uhland'schen Liedes . . es ist nämlich von Uhland, verzeih' . . aber es verläuft nicht so, wie's beginnt, und am Schluffe kommt noch viel Trauriges:
Die Winde, die Wogen alle Lagen in tiefer Ruh',
Einem Klagelied aus der Halle Hört' ich mit Thrünen zu ... .
Ja, Helmuth, fo schließt es."
„Vorzüglich, Christine. Gefällt mir auch," lachte Holk. „Und von Uhland, sagst Du. Allen Respect davor. Aber Du wirst doch nicht verlangen, daß ich mein „Schloß am Meer" nicht bauen solle, bloß weil aus einem erdichteten Schloß am Meer, auch' wenn von Uhland erdichtet, ein Klagelied aus der Halle klang?"
„Nein, Helmuth, das verlang' ich nicht. Aber ich bekenne Dir offen, ich bliebe lieber hier unten in dem alten Steinhause mit feinen Unbequemlichkeiten und feinem Spuk. Der Spuk bedeutet mir nichts, aber an Ahnungen glaub' ich, wiewohl die Herrnhuter auch davon nichts wissen wollen und werden Wohl auch Recht damit haben. Trotzdem, man steckt nun 'mal in seiner menschlichen Schwachheit, und fo bleibt einem manches im Gemüth, was man mit dem besten Spruche nicht los werden kann."
So war damals das Gespräch gegangen, auf das man nicht wieder zurück- tam, ein einziges Mal ausgenommen, wo Beide (die Sonne war schon unter) die Düne Hinaufstiegen, um nach dem Neubau, der inzwischen begonnen hatte, zu sehen. Und als sie oben waren, lächelte Holk und wies auf die Wolken, die gerade „golden und rosig" über ihnen standen.
„Ich weiß, was Du meinst," sagte die Gräfin.
„Und .
„Ich habe mich inzwischen meiner widerstreitenden Wünsche begeben. Damals, als Du zuerst von dem Neubau sprachst, war ich trüben Gemüths; Du weißt weshalb. Ich konnte das Kind nicht vergessen und wollte der Stelle nahe sein, wo es liegt."
Er küßte ihr die Hand und gestand ihr dann, daß ihre Worte während ihres damaligen Gesprächs doch einen Eindruck auf ihn gemacht hätten. „Und nun bist Du so gut. Und wie schön Du dastehst in dem goldenen Abendroth. Ich denke, Christine, wir wollen hier glücklich sein. Willst Du?"
Und sie hing sich zärtlich an seinen Arm. Aber sie schwieg.
Das war das Jahr vor Abschluß des Baues gewesen, und bald danach, weil's in dem alten Schloß unten immer unwohnlicher wurde, war Holk mit seinem Schwager übereingekommen, Christine und die Kinder nach Arnewiek zu schicken und sie daselbst bis nächste Pfingsten, um welche Zeit Alles fertig sein sollte, zu belassen.
Und das war denn auch geschehen.
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