Unwiederbringlich.
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„Nun, darüber läßt sich reden, Asta. Herrnhuter kenn' ich, das sind gute Leute."
„Das mein' ich. Die Mama war ja auch in einer Herrnhuterpension."
„Ist es denn schon gewiß?"
„So gut, wie gewiß. Der Papa hat nachgegeben. Und außerdem reist er morgen nach Kopenhagen zur Prinzessin, worauf gar nicht gerechnet war, und das wird Mama Wohl benutzen, um Alles schnell ins rechte Geleise zu bringen. Ich denke mir, in vierzehn Tagen oder noch früher . ."
„Ach, Asta, wäre nicht der Großpapa, ich bäte Deine Mama, daß sie mich mitgäbe. Was soll ich hier ansangen, wenn Du fort bist."
„Es muß schon so gehen, Elisabeth, und Wird auch. Schwer wird es mir auch. Und meine Mama wird auch allein sein und Niemanden um sich haben als die Dobschütz, und sie schickt uns doch fort. Denn Axel geht auch. Es ist doch recht, Was sie mir gestern Abend sagte: man lebt nicht um Vergnügen und Freude willen, sondern man lebt, um seine Pflicht zu thun. Und sie beschwor mich, dessen stets eingedenk zu sein, denn daran hinge Glück und Seligkeit."
„Das ist schon Alles ganz wahr, aber es hilft mir nichts." Und in Elisa- beth's Auge war ein Flimmern, als sie das sagte. „Ich kann doch nicht immer am Strand spazieren gehen und Bernstein suchen und Kataloge machen und die Nummern umschreiben. Und denke Winterszeit, wenn Alles in Schnee liegt und die Krähen auf den Kreuzen sitzen und dann um Mittag die zwölf Schläge . ."
Und in diesem Augenblicke schlug die Mittagsglocke, von der Elisabeth eben gesprochen hatte. Beide Mädchen fuhren zusammen. Dann aber lachten sie wieder und erhoben sich, denn es war hohe Zeit.
„Wann kommst Du wieder?"
„Morgen."
Damit trennten sie sich, und als Asta gleich danach bei der Stelle vorüber kam, Wo die Glocke hing, that diese gerade den zwölften Schlag, und der Küstersjunge, der geläutet hatte, zog seine Kappe und verschwand dann hinter den Gräbern.
Achtes Capitel.
Holk, als er sich an dem Cricketplatz von Asta getrennt hatte, hatte sich nach dem nächstgelegenen Treibhause begeben, in dessen Front er seinen Gärtner emsig bei der Arbeit sah. Und hier, nach kurzer Begrüßung, riß er zwei Blätter aus seinem Notizbuch und schrieb ein paar Telegrammzeilen an Pentz und die Wittwe Hansen, in denen er Beiden sein Eintreffen in Kopenhagen für den andern Abend anzeigte. „Diese Telegramme' lieber Ohlsen, müssen nach Glücksburg oder Meinetwegen auch nachMrnewiek; es gilt mir gleich, wo Sie's ausgeben wollen. Nehmen Sie den Jagdwagen." ^
Der Gärtner, ein Muffel, wie die meisten seines Zeichens, war augenscheinlich verdrießlich, weshalb Holk hinzusetzte: „Thut mir übrigens leid, Ohlsen, Sie bei der Arbeit stören zu müssen; aber ich brauche Philipp beim Packen und Ihrer Frau Bruder, der sich ja gut anläßt, weiß noch nicht recht Bescheid und ist mir auch nicht zuverlässig genug."