Heft 
(1891) 66
Seite
161
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Unwiederbringlich.

Roman

von

Theodor Fontane.

Siebentes Capitel.

Holk und Asta schritten, während Christine dies Gespräch mit der Dobschütz führte, die Säulenhalle hinunter, und erst als sie hundert Schritte weiter ab­wärts das mit Rasen überwachsene Rondeel erreicht hatten, wo man, wenn Be­such war, Cricket zu spielen Pflegte, trennten sie sich, Holk, um sich einem vor einem Treibhause beschäftigten Gärtner zuzuwenden, Asta, um ihren Weg auf der wohlgepflegten Parkchaussee fortzusetzen. Diese senkte sich allmälig und bog schließlich schars links in eine breite, schon in der Ebene laufende Kastanien­allee ein, die sich bis Dorf Holkeby hinzog. Ueberall lagen Kastanien'am Boden oder platzten aus der Schale, wenn sie vor Asta niederfielen. Diese bückte sich nach jeder einzelnen, als aber das Pfarrhaus, das in die Kirchhofs­mauer eingebaut war, in Sicht kam, warf sie Alles wieder fort und ging in rascherem Schritt auf das Haus zu. Die Thür hatte noch von alter Zeit her einen Klopfer, er schien aber seinen Dienst versagen zu wollen, denn Niemand kam. Erst als sie das Klopfen mehrmals wiederholt hatte, wurde geöffnet und zwar von Pastor Petersen selbst, der augenscheinlich gestört worden war. Als er aber Asta erkannte, verschwand rasch die Mißmuthswolke von seiner Stirn, und er nahm ihre Hand und zog sie mit sich in seine Studirstube, deren Thür er offen gelassen hatte. Die Fenster gingen auf den ein wenig ansteigenden Kirchhof hinaus, so daß die Grabsteine einander wie über die Schulter sahen. Dazwischen standen Eschen und Trauerweiden, und der Duft von Reseda, trotzdem es schon spät im Jahre war, drang von außen her ein.

Nimm Platz, Asta" sagte Petersen.Ich war eben eingeschlafen. In meinen Jahren geht der Schlaf nicht mehr nach der Uhr; in der Nacht Will er nicht kommen und da kommt er denn bei Tag und überfällt einen- Elisabeth ist bei Schünemann's drüben und bringt der armen Frau, die's glaub' ich nicht

Deutsche Rundschau. XVII, 5. 11