Heft 
(1891) 66
Seite
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Deutsche Rundschau.

sich nur die Wahrheit dieses Satzes. Grüße die Dobschütz und Alfred, wenn e von Arnewiek herüberkommt, was hoffentlich recht oft geschieht; denn ich weis Du liebst ihn und ebenso weiß ich, wie sehr er diese Liebe verdient. Wenn Ast bei Petersens vorspricht, laß sie dem Alten meine Grüße bringen und ihm w der Enkelin alles mögliche Freundliche sagen. Strehlke soll Axel nicht mit M< themathik und Algebra quälen, aber den Charakter soll er bilden. Leider h< er selber keinen, ein so guter Kerl er im Uebrigen ist. Freilich, wer hat Chi rakter? Es ist nicht Jedem so gut geworden wie Dir, Du hast das, was di Meisten fehlt; aber, wenn mich nicht Alles täuscht, erfüllt Dich selber mitunt der leise Wunsch, etwas weniger von dem zu haben, was Dich auszeichnet. Ji ich darin? Laß bald von Dir und den Kindern hören und, wenn es sein kan Erfreuliches. Dein

Helmuth H.

Und nun legte er die Feder aus der Hand und überflog das Geschriebe noch einmal. Einiges mit Zufriedenheit. Als er aber gegen das Ende hin ! Worte las:das Beste bleibt doch immer das elterliche Haus" . . . und da wenn eine Hand, wie die Deine, dies Haus bestellt" ... da überkam ihn e leise Rührung, von der er sich kaum Ursach und Rechenschaft zu geben vermock Hätt' er es gekonnt, so hätt' er gewußt, daß ihn sein guter Engel warne.

Sechzehntes Capitel.

Holk gab den Brief selbst zur Post, dann ging er zu Pentz, der ihn in sc Wohnung zum Frühstück geladen hatte. Von den Ministern war Niemand auch Hall nicht, trotzdem er zugesagt hatte, Wohl aber Reichstagsmitglieder : Militärs: General Bülow, Oberst du Plat, Oberstlieutenant Tersling, Capi Lundbye, selbstverständlich Worsaae, der als lÄprit fort und Anekdotenerzäi nicht fehlen durfte. Tersling hatte seinen guten Tag, Worsaae auch, was bei Schraubereien, in denen man sich gefiel, am besten zu Tage trat; aber so vergnüc diese Kämpfe waren, so sah sich doch gerade Holk nur mäßig dadurch unterhal theils weil ihm, als einem Nicht-Kopenhagener, manches von den Pointen entg theils weil er Fragen auf dem Herzen hatte, die zu stellen sich bei dem bestand Wortgefecht der beiden humoristischen Gegner keine rechte Gelegenheit für bieten wollte. Denn Pentz war ganz Ohr und hörte nur auf die gegenseit Sticheleien. Das Frühstück, wie jedes gute Frühstück, dauerte bis Abend, es beendet war, gingen etliche von den Jüngeren noch nach Tivoli hinaus, einem letzten Operettenact beizuwohnen; Holk aber, an großstädtisches Leben i gewöhnt und immer beflissen, sich in beinah philiströser Weise bei guter Ges heit zu halten, begleitete Bülow und du Plat bis an das Kriegsministei und ging dann auf feine Wohnung zu. Die ältere Frau Hansen empfing aufmerksam und artig wie immer, fragte nach seinen Befehlen und brachte Thee. Das Gespräch, das sie dabei führte, war nur kurz, und Alles, wa sagte, lag heute nach der gefühlvollen Seite hin: ihrer Tochter Brigitte sei recht Wohl, und wenn sie dann bedenke, daß die arme junge Frau, denn si eigentlich doch noch jung, und der Mann schon im siebenten Monat fort und