Heft 
(1894) 81
Seite
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Effi Briest.

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Friedrich mit einer Reisedecke zudeckte.Wecke mich um neun." Und um diese Stunde war er denn auch geweckt worden. Er stand rasch aus und sagte: Bringe das Frühstück."

Die gnädige Frau schlaft noch."

Aber es ist ja schon spät. Ist Etwas passirt?"

Ich weiß es nicht; ich weiß nur, Johanna hat die Nacht über im Zimmer - der gnädigen Frau schlafen müssen."

Nun, dann schicke Johanna."

Diese kam denn auch. Sie hatte denselben rosigen Teint wie immer, schien sich also die Vorgänge der Nacht nicht sonderlich zu Gemüthe genommen zu haben.

Was ist das mit der gnäd'gen Frau? Friedrich sagt mir, es sei 'was passirt und Sie hätten drüben geschlafen."

Ja, Herr Baron. Gnäd'ge Frau klingelte dreimal ganz rasch hinter einander, daß ich gleich dachte, es bedeutet 'was. Und so war es auch. Sie hat Wohl geträumt oder vielleicht war es auch das Andere."

Welches Andere?"

Ach, der gnäd'ge Herr wissen ja."

Ich weiß nichts. Jedenfalls muß ein Ende damit gemacht werden. Und wie fanden Sie die Frau?"

Sie war wie außer sich und hielt das Halsband von Rollo, der neben * dem Bett der gnäd'gen Frau stand, fest umklammert. Und das Thier ängstigte

sich auch."

Und was hatte sie geträumt oder, meinetwegen auch, was hatte sie ge­hört oder gesehen? Was sagte sie?"

Es sei so hingeschlichen, dicht an ihr vorbei."

Was? Wer?'

Der von oben. Der ans dem Saal oder aus der kleinen Kammer."

Unsinn, sag' ich. Immer wieder das alberne Zeug; ich mag davon nicht mehr hören. Und dann blieben Sie bei der Frau?"

Ja, gnäd'ger Herr. Ich machte mir ein Lager an der Erde dicht neben ihr. Und ich mußte ihre Hand halten, und dann schlief sie ein."

Und sie schläft noch? '

Ganz fest."

Das ist mir ängstlich, Johanna. Man kann sich gesund schlafen, aber ». auch krank. Wir müssen sie Wecken, natürlich vorsichtig, daß sie nicht wieder

erschrickt. Und Friedrich soll das Frühstück nicht bringen; ich will warten, bis die gnäd'ge Frau da ist. Und machen Sie's geschickt."

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Eine halbe Stunde später kam Efsi. Sie sah reizend aus, ganz blaß, und stützte sich auf Johanna. Als sie aber Jnnstetten's ansichtig wurde, stürzte sie auf ihn zu und umarmte und küßte ihn. Und dabei kiesen ihr die Thränen übers Gesicht.Ach, Geert, Gott sei Dank, daß Du da bist. Nun ist Alles wieder gut. Du darfst nicht wieder fort, Du darfst mich nicht wieder allein lassen."

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