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Deutsche Rundschau.
gliedert sich unter die Rubra: Herzblätter, Naturgenuß, Ernst des Lebens, Höfische Dichtung, Bunte Blätter und Anläufe zur Epik. Die lyrische Auslese entstammt zumeist der Manyoshu oder „Sammlung der zehntausend Blätter", der ältesten japanischen Gedichtsammlung in zwanzig Bänden, veranstaltet im Jahre 757; dann der Kohinshu (oder Kohinwahashu), „Sammlung von Gedichten alter und neuerer Zeit", veranstaltet im Jahre 905. Ihnen gesellen sich einzelne volksthümliche Lieder, Saibara, und Shinto-Festlieder, Kagura, sowie einige wenige modernere Dichtungen epischen Charakters zu. In den „Herzblättern" findet das Familienleben innigsten Ausdruck: die Sehnsucht nach der fernen Geliebten, zartes Liebesbekenntniß, zärtliche Gattenliebe, Vaterstolz, Mutterliebe, Trennungsschmerz der Gatten, Todtenklage um den Sohn; und diese ganze Gemüthswelt findet einen ferneren Ausdruck in den trefflichen, phantastisch-originellen Illustrationen, die jedes Blatt und jede Dichtung aufs Anziehendste zieren. Nicht geringeren Werth haben die Dichtungen der übrigen Abtheilungen: sie alle gewähren uns den interessantesten Einblick in das Seelenleben eines reich begabten, energisch strebenden Volkes, das, uns Deutschen innerlichst wahlverwandt, vom Weltgeist offenbar einer hohen Bestimmung Vorbehalten ist. tz Amor bei Jung und Alt. Eine Bilderreihe von Carl Gehrts. Mit begleitenden Dichtungen. Leipzig, Adolf Titze.
Seit Jahrhunderten schon ist für Philosophen, Dichter und Künstler der reizende Spröß- ling des Ares und der Aphrodite einer der beliebtesten Gegenstände tiefsinniger Untersuchung, geistreichen Phantasiespiels gewesen; auch den wackeren Meister Gehrts hat es gelockt, dem Wesen und Treiben des schalkhaften Flügelknaben Gestalt abzugewinnen, und angeregt durch verwandte Dichtungen ist es ihm gelungen, eine Serie von Bildern zu schaffen,' die das Thema graziös illustriren und in farbigen Auto- typieen vortrefflich reproducirt sind. Der Text, in der stimmungsvollen Umkränzung der fein ausgeführten Initialen, hebt sich in klarem Druck ab von dem schönsten Straßburger Papier. Der Einband ist nach künstlerischem Entwurf gearbeitet, und das Ganze darf als eine der gefälligsten Erscheinungen des diesjährigen Büchermarktes bezeichnet werden.
§. Vom Kätzchen. Bilder und Skizzen von Julius Adam. Text von F. van Osterwyck. München. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (vormals Friedrich Bruckmann).
Nachdem der englische Naturforscher Thom. H. Huxley die robuste Kraftnatur des britischen Menschenschlages den Katzen auf ihr Ver- dienst-Conto gesetzt hat, erscheint es überflüssig, irgend eine Ehrenbezeugung, die diesen zierlichen Vrerfüßlern gezollt werden mag, noch zu recht- fertigen. Aber auch wenn die Katzenfreunde auf diesen Ruhmestitel ihrer Lieblinge verzichten, so bleibt denselben noch immer so viel historisch beglaubigtes Ansehen, so viel Verdienst in moralischer, ästhetischer und intellectueller Hinsicht, so viel vorbildliche Anmuth, daß eine Codisication aller ihrer Rechtsansprüche auf eine hervorragende Stellung im Thierreich nur als endliche Tilgung einer lange verschobenen Schuld gegen diese liebenswürdigen Sammet- pfötcheu angesehen werden darf. Zu dieser Genugthuung haben sich der wohlbsrufeneThiermaler Julius Adam und ein geistreicher Causeur F. van Osterwyck mit dem Verleger verbunden und ein künstlerisch und typographisch wahrhaft glanzvolles Büchlein hergestellt, das wir — zu ihrer Freude — namentlich unfern werthen Frauen warm empfehlen dürfen. Aber auch den Männern, zumal den unverheiratheten. Denn wie heißt es in dem alten Sprüch- und Wahrwort? „Wer keine Katze leiden mag, bekommt keine schöne Frau!"
5 Die Königliche Gemäldegalerie zu
Dresden. Text von Hermann Lücke.
München, Franz Hanfstaengl. Lieferung 1.
Gr.-Fol.
Die Absicht des Verlegers geht dahin, in zehn solcher Lieferungen alle Hauptgemälde der unvergleichlichen Dresdner Galerie in Drucken unmittelbar nach den Originalen zu reprodu- ciren, um einerseits den Kunstfreunden ein abgerundetes Bild der berühmten Sammlung zu bieten, andererseits den Kunstgelehrten die Möglichkeit zu Studien auch fern vom Ort der Galerie zu gewähren. Die vorliegende Lieferung ist der italienischen Schule gewidmet und reproducirt in fünf Text-Illustrationen Gemälde von Pinturicchio, Francesco Cossa, Francesco Francia und Cima da Conegliano, sodann in zehn Vollbildern Hauptgemälds von Lorenzo di Credi, Piero di Cosimo, Ercole Roberti, Fr. Francia, Andr. Mantegna, Antonello da Messina, A. del Sarto, Raffaello Santi und Giorgio Barbarelli. Werthvolle Beigaben der schönen Bilder sind eine Geschichte der Dresdner Galerie, eine zusammenhängende, für weitere Kreise berechnete Schilderung der Kunstepochen, denen die reproducirten Bilder angehören, und eine eingehende Charakteristik dieser Gemälde selbst. Das ganze Werk soll hundert Vollbilder bringen.