^8
j)aul kse^se in München.
Sie ging langsam vom Hause weg, den Weg hinunter. Ich immer hinter ihr, und wollte sie am Kleide festhalten, aber es war was Uebermenschliches in ihr, das Gesicht dabei ganz ruhig, nur todtenblaß. „Hana", sagt' ich, „du wirst doch nicht zu ihm wollen? Denk, was sie sagen würden, wenn du so auf die Hochzeit kämest! Sie würden sagen, du seist nicht recht bei Trost — und am Ende käme das Gericht und nähme dir das Kind, weil man's einer Unsinnigen nicht lassen dürste!" — Das schien sie auf einmal zur Besinnung zu bringen. Sie blieb stehen, drückte das Kind heftig an sich und that einen Seufzer, als ob ihr die Seele aus dem Leibe fahren sollte. Ich dachte, nun hätte ich's gewonnen und sie würde mit mir umkehren und nach und nach sich drein geben. Wenn sie nur hätte weinen können, es wäre gewiß ihre Rettung gewesen. Aber die Augen ganz trocken, und ich sah, wie sie immer nur auf das Haus da unten starrte, als ob sie die Wand durchbohren und den schlechten Menschen drinnen und seine Tänzerin mit Kranz und Schleier in Brand stecken wollte. Ich redete ihr zu, in's Haus zu kommen, ich merkte jetzt erst, wie ich nichts auf der Welt mehr hatte als sie, und das sagte ich ihr und bat ihr ab, wenn ich manchmal rauh und ungut zu ihr gewesen war. Lieber Gott, wenn man schon so miserabel daran ist und es wird einen: noch ein hungriger Gast ins Haus beschert! — Aber das Alles hörte sie gar nicht. Die Musik schien sie festzuzaubern, sie fing wieder an, das Kind hin und herzuwiegen, Plötzlich aber that sie einen lauten Schrei, als wäre was in ihrer Brust zersprungen, und ehe ich merken konnte, was sie vorhatte, rannte sie nach links hinab grade auf den Weiher zu. Ihre losen Haare flogen ihr nach, das blaue Kleidchen flatterte, so im Sturm ging's hinunter, und — o du Barmherziger! — mit meinen eigenen leiblichen Augen Hab'
ich's mit angesehen-Kind und Kindeskind-ich wollte schreien —
es erstickte mich — ich lief wie eine Rasende — wie ich hinkam, sah ich nur noch das schwarze Wasser, das wie in einem Kessel brodelte an der Stelle, wo —"
Sie war aufgesprungen und stand mit dem halben Leibe vorgebeugt in dem nassen Ufergras wie ein Bild des Jammers, beide Arme ausgestreckt nach einem Punkt in der Fluth, der jetzt so unbewegt war, wie die ganze Flüche.
Ich konnte kein Wort Hervorbringen. Jeden Augenblick dachte ich, sie selbst würde sich nachstürzen. Die Stelle, wo wir standen, schien besonders dazu geeignet, mit einem einzigen Sprung von der Welt Abschied zu nehmen. Der Abhang mußte hier senkrecht in die Tiefe gehen; es wuchs kein Schilf aus dem Wasser herauf, die Erlenbüsche traten zurück und ließen eine Lücke von einigen Klaftern Breite, und dicht am Rande war das Wasser so dunkel, als ob die Tiefe bodenlos sei.
Die Alte aber schien nichts Gewaltsames im Sinn zu haben. Ihre Gestalt sank wieder in sich zusammen, und die Arme sielen schlaff an den Hüften nieder.
„Sehen Sie da drüben Nichts?" fragte sie plötzlich halblaut?