L' A d u l t e r a.
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Flügel und saug und neckte sich mit Rubehn, der bemühr war, auf ihren Ton einzugehen. Aber Melanie sah vor sich hin und schwieg und war weit fort. Auf hoher See. Und in ihrem Herzen klang es wieder Wohin treiben wir?!
Eine Stunde später erschien Van der Straaten und rief ihnen schon vom Corridor her in Spott und guter Laune zu: „Ah, die Gemeinde der Heiligen! Ich würde fürchten zu stören. Aber ich bringe gute Zeitung".
Und als alles sich erhob und entweder wirklich neugierig war oder sich wenigstens das Ansehen davon gab, fuhr er in seinem Berichte fort: „Excellenz sehr gnädig. Alles sondirt und abgemacht. Was noch aussteht, ist Form und Bagatelle. Oder Sitzung und Schreiberei. Melanie, wir haben heut einen guten Schritt vorwärts gethan. Ich verrathe weiter nichts. Aber das glaub' ich sagen zu dürfen: von diesem Tag an datirt sich eine neue Aera des Hauses Van der Straaten".
XIII. Weihnachten.
Tie nächsten Tage, die viel Besuch brachten, stellten den unbefangenen Ton früherer Wochen anscheinend wieder her, und was von Befangenheit blieb, wurde, die Freundin abgerechnet, von Niemandem bemerkt, am wenigsten von Van der Straaten, der mehr denn je seinen kleinen und großen Eitelkeiten nachhing.
Und so näherte sich der Herbst und der Park wurde schöner, je mehr sich seine Blätter färbten, bis gegen Ende September der Zeitpunkt wieder da war, der, nach altem Herkommen, dem Aufenthalt in der Villa draußen ein Ende machte.
Schon in den unmittelbar voraufgehenden Tagen war Rubehn nicht mehr erschienen, weil allernächst liegende Pflichten ihn an die Stadt gefesselt hatten. Ein jüngerer Bruder von ihm, von einem alten Procuristen des Hauses begleitet, war zu rascher Etablirung des Zweiggeschäfts herübergekommen, und ihren gemeinschaftlichen Anstrengungen gelang es denn auch wirklich, in den ersten Octobertagen eine Filiale des großen Frankfurter Bankhauses ins Leben zu rufen.
Van der Straaten nahm an all diesen Hergängen den größten Autheil und sah es als ein gutes Zeichen und eine Gewähr geschäftskundiger Leitung an, daß Rnbehns Besuche seltener wurden und in den Novemberwochen beinahe ganz aufhörten. In der That erschien unser neuer „Filial-Chef", wie der Eommerzienrath ihn zu nennen beliebte, nur noch an den kleinen und kleinsten Gesellschaftstagen, und hätte wohl auch an diesen am liebsten gefehlt. Denn es könnt' ihm nicht entgehen, und entging ihm auch wirklich nicht, daß ihm von Reiff und Dnquede, ganz besonders aber von Gryczinski, mit einer vornehm ablehnenden Kühle begegnet wurde. Die schöne Jacobine suchte freilich dann durch halbverstohlene Freundlichkeiten Alles wieder ins Gleiche