Heft 
(1880) 40
Seite
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L'Adultera.

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Ihnen Ihren Kaffee un Ihre Chokolade, altes gleich auf ein Brett, un wenn ich Ihnen dann erzähle, daß wir hier gesessen und was wir alles gesprochen haben, dann is es Ihnen wie'n Traum. Denn dabei bleib ich, er is eigentlich auch ein guter Mann, ein sehr guter, un blos ein bischen sonderbar. Und sonderbar is nichts Schlimmes. Und ein reicher Mann wird es doch wohl am Ende dürfen! Un wenn ich reich wäre, ich wäre noch viel sonderbarer. Un daß er immer so spricht, un solche Redensarten macht, als hätt' er keine Bildung nich un wäre von'n Wedding oder so, ja, Du himmlische Gute, warum soll er nich? warum soll er nich so reden, wenn es ihm Spaß macht? er is nu 'mal für's Berlinsche. Aber is er denn nich einer? Und am Ende ..."

XVI. Abschied.

Christel unterbrach sich und zog sich erschrocken in die Nebenstube zurück, denn Van der Slraaten war eingetreten. Er war noch in demselben Gesellschaftsanzug, in dem er, eine Stunde nach Mitternacht, nach Hause gekommen war und seine überwachten Züge zeigten Aufregung und Ermattung. Von welcher Seite her er Mittheilung über Melanie's Vorhaben erhalten hatte, blieb unaufgeklärt. Aus allem war nur ersichtlich, daß er sich gelobt hatte, die Dinge ruhig gehen zu lassen. Und wenn er dennoch kam, so geschah es nicht, um gewaltsam zu hindern, sondern nur um Vorstellungen zu macheu, um zu bitten. Es kam nicht der empörte Mann, sondern der liebende.

Er schob einen Fauteuil an das Feuer, ließ sich nieder, so daß er setzt Melanie gegenüber saß, und sagte leicht und geschäftsmäßig:Du willst fort, Melanie?"

Ja, Ezel".

Warum?"

Ich lieb' einen andern".

Das ist kein Grund".

Doch".

Und ich sage Dir, es geht vorüber, Lanni. Glaube mir, ich kenne die Frauen. Ihr könnt das Einerlei nicht ertragen, auch nicht das Einerlei

des Glücks. Und am verhaßtesten ist euch das eigentliche, das höchste Glück, das Ruhe bedeutet. Ihr seid auf die Unruhe gestellt. Ein bischen schlechtes Gewissen habt ihr lieber als ein gutes, das nicht Prickelt, und unter allen Sprichwörtern ist euch das vombesten Ruhekissen" am langweiligsten und am lächerlichsten. Ihr wollt gar nicht ruhen. Es soll euch immer was kribbeln und zwicken, und ihr habt den überspannt sinnlichen oder meinetwegen auch den heroischen Zug, daß ihr dem Schmerz die süße Seite abzu­gewinnen wißt".

Es ist möglich, daß Du Recht hast, Ezel. Aber je mehr Du Recht hast, je mehr rechtfertigst Du mich und mein Vorhaben. Ist es wirklich

Nord und Süd. XIV, 10. 5