L'Adultera.
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„Ja und nein. Was Liebe darin ist, ist gut, oder ich hör' es wenigstens gern. Aber ..."
„Lassen wir das „aber" und nehmen wir lieber unseren Thee, der uns ohnehin schon erwartet. Und er hilft auch immer und gegen Alles, und wird uns auch aus dieser afrikanischen Hitze helfen. Um aber sicher zu gehen, will ich das Fenster öffnen". Und er thats, und unter dem halb aufgezogenem Rouleau hin, zog eine milde Nachtlust ein.
„Wie mild und weich" sagte Melanie.
„Zu weich" entgegnete Rubehn. „Und wir werden uns auf kältere Luftströme gefaßt machen müssen".
XIX. Jncognito.
Melanie war froh wieder daheim zu sein.
Was sich ihr nothwendig entgegen stellen mußte, das übersah sie nicht, und die Furcht, der Rubehn Ausdruck gegeben hatte, war auch ihre Furcht. Aber sie war doch andrerseits sanguinischen Gemüths genug, um der Hoffnung zu leben, sie werd' es überwinden. Und warum sollte sie's nicht? Was geschehen, erschien ihr, der Gesellschaft gegenüber, so gut wie ausgeglichen; allem Schicklichen war genügt, alle Formen waren erfüllt, und so gewärtigte sie nicht einer Strenge zu begegnen, zu der die Welt in der Regel nur greift, wenn sie's zu müssen glaubt. Wohl einfach in dem Bewußtsein davon, daß, wer in einem Glashause wohnt, nicht mit Steinen werfen soll.
Melanie gewärtigte keines Rigorismus. Nichtsdestoweniger stimmte sie dem Vorschläge bei, wenigstens während der nächsten Wochen noch ein Jncognito bewahren und erst von Neujahr an die nöthigsten Besuche machen zu wollen.
So war es denn natürlich, daß man den Weihnachtsabend im engsten Zirkel verbrachte. Nur Anastasia, Rubehns Bruder und der alte Frankfurter Procurist, ein versteifter und schweigsamer Junggeselle, dem sich erst beim dritten Schoppen die Zunge zu lösen Pflegte, waren erschienen, um die Lichter am Christbaum brennen zu sehen. Und als sie brannten, wurd' auch das Anninettchen herbeigeholt, und Melanie nahm das Kind auf den Arm und spielte mit ihm und hielt es hoch. Und das Kind schien glücklich und lachte und griff nach den Lichtern.
Und glücklich waren alle, besonders auch Rubehn, und wer ihn an diesem Abende gesehen hätte, der hätte nichts von Behagen und Gemüthlich- keit an ihm vermißt. Alles Amerikanische war abgestreift.
In dem Nebenzimmer war inzwischen ein kleines Mahl servirt worden, und als einleitend erst durch Anastasia, dann durch den jüngeren Rubehn ein paar scherzhafte Gesundheiten ausgebracht worden waren, erhob sich zuletzt auch der alte Procurist, um „aus vollem Glas und vollem Herzen" einen Schluß-Toast zu proponiren. Das Beste des Lebens, das wisst er aus eigner Erfahrung, sei das Jncognito. Alles was sich aus den Markt oder