§ ^ A d u l t e r a-
Novelle
von
Lheodor Fontane.
— Berlin. —
HI. Unter Halmen.
ie Nachmittagstnnden vergingen, wie's Melanie geplant und Van der Straaten gebilligt hatte. Dem anderthalbstiindigen Musiciren folgte das kleine Diner, opulenter als gedacht, und die Sonne stand eben noch über den Bosquets, als man sich erhob, um draußen im „Orchard" ein zweites Dessert von den Bäumen zu pflücken.
Dieser sür allerhand Obst - Culturen bestimmte Theil des Parkes, lief, an sonnigster Stelle, neben den: Fluß entlang und bestand aus einem anscheinend endlosen Kieswege, der nach der Spree hin offen, nach der Parkseite hin aber von Spalierwänden eingefaßt war. An diesen Spalieren, in kunstvollster Weise behandelt und jeder einzelne Zweig gehegt und gepflegt, reiften die feinsten Obstarten, während kaum minder feine Sorten an nebenher lausenden niederen Brettergestellen, etwa nach Art großer Ananas-Erdbeeren, gezogen wurden.
Melanie hatte Rnbehns Arm genommen, Anastasia folgte langsam und in wachsenden Abständen; Heth aber auf ihrem Velocipede begleitete die Mama, bald weit voraus, bald dicht neben ihr, und wandte sich dann wieder, ohne die geringste Ahnung davon, daß ihre rückseitige Drapirung in ein immer komischeres und ungenirteres Fliegen und Flattern kam. Melanie, wenn Heth die Wendung machte, suchte jedesmal durch ein lebhafteres Sprechen über die kleine Verlegenheit hinweg zu kommen, bis Rubehn endlich ihre Hand nahm und sagte: „Lassen wir doch das Kind. Es ist ja glücklich, beneidenswert!) glücklich. Und Sie sehen, Freundin, ich lache nicht einmal".
„Sie haben Recht", entgegnete Melanie. „Thorheit und nichts weiter. Unsere Scham ist unsere Schuld. Und eigentlich ist es rührend und ent-
Nord und Süd. XIV. 40. 4