Die Eselin.
Begräbnisse, das weiß man ja wohl. Aber wenn sie wüßten, wenn sie wüßten —! Freilich, sie würden darum keinen Hopser weniger machen. O du Barmherziger!"
„Wer hält denn Hochzeit?"
Sie spuckte heftig aus und wars einen ingrimmigen Blick über den Weiher weg nach dem Hause unten, von wo die Töne herkamen.
„Gehen Sie nur auch hin", murrte sie. „Sehn Sie sich das Paar an. Sie passen schön zu einander. Er ist hübsch und schlecht und sie ist reich und dumm. Eine Bräuerstochter; sie mißt das Geld mit Scheffeln. Aber so viel Verstand hat sie doch noch, daß sie auf Alles, was man sie fragt, richtig antworten kann, und nicht Nein gesagt hat, als der Pfarrer sie gefragt hat, ob sie den Landrichterssohn zum Manne haben wolle".
„Den Landrichterssohn? Den! — „Nun wußt' ich freilich, warum die alte Frau so vor sich hin wüthete.
„Arme Hana! Und weiß sie auch, was da unten vorgeht?"
„Wie soll sie's nicht wissen, Herr? Meinen Sie, es fänden sich nicht mitleidige Seelen genug, solche Neuigkeiten gerade dahin zu tragen, wo man sich am meisten einen Gottslohn damit verdienen kann? Sie saß gerade vor der Thür und hatte ihre Puppe aus dem Schooß, mit ihren besten Fähnchen aufgeputzt, das blaue Tragkleid, wiffen Sie, das die Frau Baronin ihr geschickt hat, und ließ das Kind auf ihrem Schooß tanzen zu der Musik da unten; da kommt die Magd der Apothekerin, die that, als käme sie so zufällig vorbei, aber es war das pure Mitleid, lieber Herr, zu sehen, was der arme Narr für ein Gesicht dazu machen würde, wenn er hörte, da unten macht sein Schatz Hochzeit. Sie sagte es ihr auch nicht selbst. „Mutter Life", schrie sie mir hinein, „der Landrichterssohn — was sagt Ihr dazu?" — und dann
schimpfte sie aus die schlechte Welt. Ich zwinkerte ihr mit den Augen zu,
denn ich meinte, ich sollt' in den Erdboden versinken. Daß er sie heirathen würde, hatt' ich ja nie geglaubt; aber sie erwartete ihn noch immer jeden Abend und war guter Dinge dabei, und hätte ihn in alle Ewigkeit so erwarten können und dazu Eiapopeia singen. Und jetzt die ganze Niedertracht von
der Hochzeit und der Brauerstochter sich so plötzlich über den Hals kommen
lassen — wie wenn einem ein guter Freund ein Messer mitten in die Brust stößt —! Der tückischen Person selbst blieb das Wort im Hälfe stecken, wie sie sah, was sie angerichtet. Sie sagte, sie müsse sich sputen, ihre Frau warte aus sie, und lief weg. Und ich hinaus und sehe das arme Ding auf der Bank fitzen, den Kopf an die Mauer zurückgelehnt, als würde er ihr zu schwer, Mund und Augen weit aufgerissen. „Hana!" schrie ich, „glaub es doch nicht, sie hat gelogen" — und was mir die Augst noch Alles eiugab. Aber sie sprach kein Wort, sie lachte mit einmal hell auf, dann wurde sie wieder ganz ernsthaft, schüttelte sich in allen Gliedern und stand auf, ihr Kind fest in den Armen. „Wo willst du hin?" sagt' ich? „Komm ins Haus. Ich koch' dir einen Holderthee". — Aber es war, als hörte sie mich nicht.
2 ---