Issue 
(1880) 40
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Briefe von Moritz von schwind.

Mitgetheilt von

Bernhard Schadet.

Darmstadt.

fan darf Wohl annehmen, daß die Bedeutung Moritz von Schwinds ! gegen das Ende seiner Laufbahn immer mehr erkannt und daß erst nach seinem Tode dieselbe dem deutschen Volke vollständig ! zum Bewußtsein gekommen ist. Neben dem, daß seine Werke durch Nachbildungen in immer weiteren Kreisen bekannt wurden, trugen dazu wohl zumeist die trefflichen Biographien bei, welche seitdem erschienen sind.

Das Volk hat ein Recht, seine großen Männer kennen und lieben zu lernen, und die Fachgenossen und Kunstkenner können keinen Anspruch dar­aus erheben, mit Einem aus ihren Reihen gleichsam einen Separat-Cultus zu treiben. Ist nun aber der Gefeierte zugleich ein Mann, wie Schwind es war: ein echt deutscher Charakter vom Kopf bis zur Zehe, ein Mensch voll Geist und Humor, der, wie ein Spiegel, die Strahlen unseres gesammten Geistes- und Kunstlebens in sich sammelte und auf die eigenartigste Weise wieder ausstrahlte; so gewinnt dessen Besitz einen desto allgemeineren Werth, und mit Freude und Stolz wird das Volk ihn hegen und bewahren.

Aus diesem Grunde würde Einer, der etwas beitragen könnte, Schwinds Eigenthümlichkeit für die Augen Deutschlands in ein helleres Licht zu setzen, und es nicht thäte, sich einer iadelnswerthen Unterlassung schuldig machen.

Diese Erwägung hat mich bestimmt, mit Ueberwindung mancher Bedenken an die Veröffentlichung einer Briefreihe zu gehen, die vom Jahre 1847 bis zum Tode Schwinds, im Jahre 1871, reicht und die geeigneterscheint, nicht nur über die mancherlei Schöpfungen aus dieser Zeit, sondern mehr noch über seine persönlichen Erlebnisse, sowie über seine Art, die Dinge dieser Welt anznsehen, ein erwünschtes Licht zu verbreiten.

Schon im Jahre 1872 hatte ich zwar, auf Ersuchen eines begeisterten Jüngers von Schwind, des Historienmalers Naue zu München, demselben